Saarbrücken unter Zugzwang

Saarbrücken. Urlauber, die vorhatten, im Sommer 2011 ab Saarbrücken Ensheim in die Ferien zu starten, müssen ihre Planung ändern. Denn viele Ziele, wie die Kanaren, Ägypten, Kreta, Ibiza oder Tunesien, können nicht mehr non-stop ab Ensheim angesteuert werden. Die bedient der Reiseveranstalter Thomas Cook jetzt stattdessen vom Flughafen Zweibrücken

Saarbrücken. Urlauber, die vorhatten, im Sommer 2011 ab Saarbrücken Ensheim in die Ferien zu starten, müssen ihre Planung ändern. Denn viele Ziele, wie die Kanaren, Ägypten, Kreta, Ibiza oder Tunesien, können nicht mehr non-stop ab Ensheim angesteuert werden. Die bedient der Reiseveranstalter Thomas Cook jetzt stattdessen vom Flughafen Zweibrücken. Grund für die Verlegung war die Insolvenz der Fluggesellschaft Hamburg International im Oktober 2010. Thomas Cook als deren größter Kunde musste kurzfristig schon für den laufenden Winter umdisponieren und hat die Flüge an den benachbarten Flughafen Zweibrücken verlagert, wo Tuifly noch freie Kapazitäten hatte. Die Tui als größter Touristikkonzern Europas war kurzfristig sogar in der Lage, das Angebot weiter aufzustocken. "Wir haben die Kapazitäten der Hamburg International ab Saarbrücken durch eigenes Flugangebot ab Zweibrücken eins zu eins ersetzt und fliegen jetzt mehr, als wir ursprünglich ab Zweibrücken fliegen wollten", sagt Tui-Deutschland-Chef Volker Böttcher. Mit der Verlagerung hat Saarbrücken die Flüge mittelfristig verloren, denn auch für das Sommerprogramm 2011 stehen keine Änderungen an. Im Gegenteil. Tui und Thomas Cook wollen nun vorrangig von Zweibrücken aus ihre Kunden im Südwesten Deutschlands bedienen. Für Saarbrücken bleiben kaum noch Verbindungen übrig."Wir fliegen primär mit Tuifly ab Zweibrücken und mit Air Berlin ab Saarbrücken", sagt Michael Tenzer, Touristik-Geschäftsführer von Thomas Cook. Air Berlin bietet touristische Non-Stop-Flüge aber nur noch nach Mallorca an. Über das Drehkreuz Palma werden dann zwar auch andere Ziele in Spanien angeflogen, aber eben nicht non-stop. Ab Saarbrücken bedient Thomas Cook dann nur noch die Türkei mit Sun Express und Bulgarien mit Air Via. Auch Tunis Air hat sich von Saarbrücken nach Zweibrücken verabschiedet, um eine Verbindung mit dem neuen tunesischen Flughafen Enfidha herzustellen, der Monastir ersetzt. Saarbrücken hat noch die Hoffnung, touristische Strecken zurückzugewinnen. Zwar kann Saarbrücken mit seinem gut ausgebauten Flughafen gegen die umfunktionierten ehemaligen Militärhallen in Zweibrücken punkten. Dafür besitzen die Pfälzer eine 3000 Meter lange Landebahn. Das sind tausend Meter mehr als in Saarbrücken - bei schlechten Wetterverhältnissen ein wichtiger Faktor.

Tui-Chef Böttcher sieht wenig Notwendigkeit, die aktuellen Festlegungen wieder zu ändern: "Es gibt im Moment keine konkrete Planung, unsere Flugposition in Zweibrücken aufzugeben", sagt er. Auch der Saarbrücker Flughafenchef Friedhelm Schwan bestätigt dies: "Im Sommer 2011 wird sich bei den touristischen Flügen nichts ändern." Dass andere Reiseveranstalter ab Saarbrücken neue touristische Verbindungen aufbauen, gilt bei Experten als eher unwahrscheinlich. Das Aufkommen aus der Region sei nicht groß genug, um profitabel fliegen zu können, nachdem sich die beiden größten Flugreiseveranstalter anders entschieden haben.

Für die Saarbrücker Flughafenleitung ist Überzeugungsarbeit nötig. "Wir sind jetzt in intensiven Gesprächen, und für den Winter deuten sich auch schon neue Perspektiven an", sagt Schwan.

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Von SZ-RedakteurThomas Sponticcia

Die beste Überlebenschance für die beiden Flughäfen in der Region ist aus heutiger Sicht eine umfassendere Zusammenarbeit. Die könnte so aussehen, dass Langstreckenziele im Ferienflugverkehr stärker von Zweibrücken aus bedient werden, Verbindungen über kürzere und mittlere Distanzen von Saarbrücken aus. Im Gegenzug müsste der gesamte Linienverkehr auf Saarbrücken konzentriert werden. Die Schwäche von Zweibrücken liegt im Angebot an Linienverbindungen. Diese Arbeitsteilung wäre gut. Die Entscheider an den Flughäfen sowie Landespolitiker beider Bundesländer sollten diese Strategie verhandeln.

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