Saar-Wirtschaft verliert an Schwung

Saarbrücken/München · Die deutsche Wirtschaft erweist sich einmal mehr als robust. Das Ifo-Konjunkturbarometer ist überraschend gestiegen. Im Saarland dagegen sind die Unternehmen, insbesondere die Industriebetriebe, deutlich weniger zuversichtlich.

 Die saarländische Stahlindustrie leidet unter hohem Kostendruck. Foto: Rolf Ruppenthal

Die saarländische Stahlindustrie leidet unter hohem Kostendruck. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Die Saar-Wirtschaft bleibt zwar weiter auf Wachstumskurs, der Aufschwung lässt aber nach. Das signalisieren die Einschätzungen von rund 300 saarländischen Unternehmen in der monatlichen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK). Die Betriebe sehen sich in einer schlechteren Lage als im Oktober. Das entsprechende Saar-Konjunkturbarometer fiel um 2,2 Punkte auf 30,9 Zähler. "Das ist der fünfte Rückgang in Folge", teilte die IHK gestern mit. Auch die Aussichten für das Winterhalbjahr haben sich leicht eingetrübt. Das Barometer für die Geschäftserwartungen ist nach IHK-Angaben um 0,3 auf 3,5 Punkte gesunken, liegt damit aber immer noch im positiven Bereich. "Die Saarwirtschaft wird im Winter weiter wachsen, aber mit gemäßigtem Tempo", folgert IHK-Hauptgeschäftsführer Volker Giersch aus den Umfrageergebnissen.

Für das laufende Jahr bleibt die Kammer bei ihrer Prognose von zwei bis 2,5 Prozent Wachstum. "Im kommenden Jahr dürfte sich das Saar-Wachstum allerdings wegen der zuletzt etwas schwächeren Dynamik auf rund 1,5 Prozent verringern", sagt Giersch.

Die Gründe dafür liegen nach seiner Einschätzung in der schwächeren Weltkonjunktur, insbesondere an der stockenden Entwicklung in China und anderen Schwellenländern. Vor allem die saarländische Industrie habe nach einem sehr starken ersten Halbjahr im Herbst einen Gang zurückgeschaltet. Im Maschinenbau, in der Elektroindustrie, bei den Gießereien, im Stahlbau, in der Pharmaindustrie sowie in der Gummi- und Kunststoffindustrie laufen die Geschäfte laut IHK nur befriedigend. Auch die Stahlbranche stehe weiter unter Druck. Aber das Industrie-Konjunkturbarometer liegt mit 24 Punkten immer noch deutlich über seinem langfristigen Durchschnitt von 17 Zählern.

Bundesweit herrscht dagegen eine überraschend große Zuversicht. "Die deutsche Wirtschaft zeigt sich von der zunehmenden weltweiten Unsicherheit unbeeindruckt", sagte gestern der Präsident des Ifo-Wirtschaftsforschungsinstituts, Hans-Werner Sinn. Im November stieg der Ifo-Geschäftsklima-Index, das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer, überraschend von 108,2 Punkten im Oktober auf 109,0 Zähler. Ihre aktuelle Geschäftslage sowie die Erwartungen für die kommenden sechs Monate bewerteten die befragten Unternehmen besser als zuletzt. "Nicht einmal die Anschläge von Paris haben sich in den Daten negativ bemerkbar gemacht", sagte Sinn in München. Von der Wachstumsschwäche in Schwellenländern wie China lassen sich die Unternehmen ebenfalls wenig beeindrucken. Der weiterhin gute Handel mit Europa sowie mit den USA wirke ausgleichend, sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe.

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