Saar-Volksbanken unter Druck

Saarbrücken · Der Genossenschaftsverband rechnet mit weiteren Fusionen saarländischer Volksbanken. Die Niedrigzinsen belasten immer stärker die Betriebsergebnisse. Filialschließungen und Personalabbau drohten.

 Volksbanken-Sprecher Hans-Joachim Meyer

Volksbanken-Sprecher Hans-Joachim Meyer

Foto: Ruppenthal

. Niedrigzinsen, steigende Auflagen der Bankenaufsicht, weniger Treue der Kunden zu Filialen und ein wachsendes Online-Geschäft bedrohten immer stärker die Strukturen der saarländischen Regionalbanken . Derzeit sind im Saarland noch zehn Volksbanken mit insgesamt 179 Filialen, 60 SB-Stellen und 252 Geldautomaten präsent.

Hans-Joachim Meyer, Sprecher der Volksbanken im Saarland , rechnet als Folge der Rahmenbedingungen mit weiteren Fusionen und Filialschließungen. Auch Personalabbau könne nicht mehr ausgeschlossen werden, sollte die Niedrigzins-Phase länger anhalten. "Wir müssen als Konsequenz die Kosten stark reduzieren", sagte Meyer gestern im Jahres-Pressegespräch des Verbandes. Derzeit beschäftigen die Volksbanken an der Saar 2142 Mitarbeiter. Die durchschnittliche Bilanzsumme der zehn saarländischen Kreditgenossenschaften stieg nach einer Fusion um sechs Prozent auf 770 Millionen Euro. Meyer berichtete von Überlegungen, dass künftig nicht mehr jede Filiale alle Service- und Beratungsangebote bereithält. Als Alternative seien größere Einheiten mit zentralen Beratungszentren denkbar. "Jede Volksbank wird sich überlegen, welche Geschäftsstellen sie weiter geöffnet hält", so Meyer, zumal man sich auch mit dem Trend zur Landflucht auseinandersetzen müsse. Als eine der Folgen sei bundesweit zwischen 2004 und 2013 der Anteil der kleinsten Filialen mit einem Arbeitsplatz von 19,1 auf 14,6 Prozent zurückgegangen, während der Anteil der Filialen mit mehr als vier Arbeitsplätzen von 31,1 auf 33,8 Prozent zugenommen habe. Eine Antwort auf die Landflucht könnten mehr Selbstbedienungs-Terminals (SB) mit Geldautomaten sein, so Meyer. Zudem sei in städtischen Gebieten an manchen Filial-Standorten denkbar, die Öffnungszeiten auch auf Samstag auszuweiten.

98 Prozent der Privatkunden-Kontakte inklusive Kontenabfragen liefen mittlerweile über Online-Banking. Sogar für die Bezahlung per Smartphone gebe es bundesweit schon Angebote. Auf diese Trends müssten sich auch die Volksbanken stärker einstellen. Trotzdem sieht Meyer auch die Filialen künftig immer noch in einer starken Position. Spätestens bei Kreditanträgen und komplizierten Finanzierungen greife der Kunde auf ein Beratungsgespräch zurück.

Auch Horst Kessel, Vorstandsmitglied des Genossenschaftsverbandes, sieht mehr Bedarf an Beratungen in der Filiale. Die Geldpolitik habe einen Anlagenotstand hervorgerufen mit erhöhtem Gefahrenpotenzial. "Sparen lohnt sich nicht mehr. Wir erleben eine schleichende Enteignung." Auch "große Anleger disponieren um, weil sie bisherige Zinsen nicht mehr bekommen". Individuelle Lösungen seien die Antwort. Anlagen in Immobilien als Alternative sieht der Verband an der Saar derzeit nicht als Risiko an. Der Markt sei noch nicht gesättigt. "Wir können in den Märkten der Volksbanken bisher noch keine Blasenbildung erkennen", betonte Meyer.

Meinung:

Weniger Bankenan der Saar

Von SZ-RedakteurThomas Sponticcia

Die Großbanken ziehen sich schon länger durch eine Verkleinerung ihres Filial-Netzes aus dem Saarland zurück. Auch das Filialnetz von Sparkassen und Volksbanken wird noch deutlich schrumpfen, besonders auf dem Land. Eine "Landflucht" der Menschen, die abnehmende Bevölkerungszahl, die Abwanderung junger Familien in andere Bundesländer und mehr Online-Banking sind Gründe für Filialschließungen. Wachsende Auflagen der Aufsicht überlasten vor allem Vorstände kleiner Banken, was die Neigung zu Fusionen noch erhöht. Dass das kleine Saarland zu viele Banken und zu viele attraktiv bezahlte Vorstandsposten hat, ist lange bekannt. Neue Rahmenbedingungen wie Niedrigzinsen und geringere Betriebsergebnisse zwingen jetzt endgültig zum Handeln.

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