"Saar-Hütten langfristig sichern"

Saarbrücken. Starke Umbrüche auf den weltweiten und europäischen Stahlmärkten in den kommenden beiden Jahren erwarten der Vorsitzende der Geschäftsführung der SHS Stahl-Holding Saar, Michael Müller, und der Generalbevollmächtigte der Holding, Albert Hettrich

Saarbrücken. Starke Umbrüche auf den weltweiten und europäischen Stahlmärkten in den kommenden beiden Jahren erwarten der Vorsitzende der Geschäftsführung der SHS Stahl-Holding Saar, Michael Müller, und der Generalbevollmächtigte der Holding, Albert Hettrich. Stahl-Überkapazitäten auf vielen Märkten, konstant steigende Preise im Einkauf von Rohstoffen, veränderte Kundenwünsche inklusive kürzerer Zeiten in der Auftragsvergabe erschwerten das Geschäft, betonten Müller und Hettrich im Gespräch mit unserer Zeitung.Schon alleine deshalb sei es richtig gewesen, die strategische Verantwortung für die beiden saarländischen Stahlstandorte Dillingen und Völklingen von der Stahlholding wahrnehmen zu lassen, betonte Müller. Innerhalb der vergangenen eineinhalb Jahre sei es so schon gelungen, Kostenersparnissen von 50 Millionen Euro durch die Bündelung gemeinsamer Tätigkeiten in der Holding zu erreichen, die früher getrennt von der Dillinger Hütte und von Saarstahl wahrgenommen wurden. Dies sei ohne Personalabbau gelungen. Beide Unternehmen pflegten auch künftig ihre jeweilige Standortkultur. Wichtig sei jedoch, dass alle Beschäftigten gemeinsam das Ziel einer auch langfristig gesicherten Zukunft der saarländischen Stahlindustrie verfolgen. Im Rahmen dieser Strategie habe sich die SHS inklusive ihrer Stiftung als "Fels in der Brandung erwiesen, der die saarländische Stahlindustrie vor Einflüssen von außen schützt. Das ist gelungen", sagt Holdingchef Müller. Jetzt gelte es, die Standorte wetterfest für die Zukunft zu machen. Was auch neue strategische Vorgehensweisen auf wichtigen Weltmärkten beinhalte.

Derzeit fänden Dillingen wie Völklingen noch über 50 Prozent ihrer Kunden in Europa. Der Schwerpunkt für Dillinger Hütte und Saarstahl bleibe nach wie vor Europa, und die Pflege der europäischen Kunden stehe auch in Zukunft im Fokus. Allerdings agiere gerade die Autoindustrie immer stärker rund um den Globus. Alleine Saarstahl Völklingen sei heute schon mit der Produktpalette zu rund 60 Prozent abhängig von der Autoindustrie. Diese sehe jedoch in Europa keinen Wachstumsmarkt mehr, "während ihre Zuwachsraten weltweit beträchtlich wachsen, insbesondere in Asien, USA, Kanada, Mexiko und Brasilien. Darauf müssen wir uns einstellen, dort müssen wir präsenter sein", verdeutlicht Müller.

"In der ersten Liga"

Bisher habe man mit eigenen Repräsentanzen beziehungsweise Tochtergesellschaften einen idealen Vertriebsweg gefunden. "Das funktioniert gut", so Müller. In einem nächsten Schritt sei nun zu überlegen, Kooperationen eventuell auch mit anderen Stahlherstellern einzugehen. "Denn wir werden als saarländische Stahlindustrie sicherlich keine Produktionsstätten in Lateinamerika und Asien aufbauen." Allerdings verfüge man an der Saar nun mal über High-Tech Produkte und spiele mit deren Qualität heute schon in der ersten Liga. Die Möglichkeiten solcher Kooperationen würden alle Führungsebenen in der saarländischen Stahlindustrie in naher Zukunft ausloten. Dillingen und Völklingen hätten international jede notwendige Kompetenz.

Müller, der privat ein begeisterter Hobbykoch ist, sieht beide Standorte wie ein Drei-Sterne-Restaurant. Mit Spitzenköchen (Mitarbeiter), bestem Geschirr (Technik und Know how) sowie den besten Zutaten (Rohstoffe und Qualität). Die Hauptaufgabe bestehe darin, "jeden Tag gleichbleibenden Service sowie gleiche Qualität zu liefern in einem eingespielten Team: ob am Hochofen oder in den Walzwerken". Hier müsse in einem Punkt allerdings noch nachgesteuert werden: der Flexibilität. Um Kundenwünsche künftig noch schneller zu bedienen, bräuchten die saarländischen Stahlstandorte noch flexiblere Modelle, um darauf zu reagieren. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: SZ

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