Saar-Handwerk spürt Fachkräftemangel

Saarbrücken. Das Saar-Handwerk hat sich im vergangenen Jahr schlechter entwickelt als im Bundesvergleich. Das zeigt der Jahresrückblick, den Georg Brenner, Hauptgeschäftsführer der Saarländischen Handwerkskammer (HWK) gestern präsentierte

Saarbrücken. Das Saar-Handwerk hat sich im vergangenen Jahr schlechter entwickelt als im Bundesvergleich. Das zeigt der Jahresrückblick, den Georg Brenner, Hauptgeschäftsführer der Saarländischen Handwerkskammer (HWK) gestern präsentierte. So ist das Umsatzvolumen im Saarland nur um 3,5 Prozent auf sechs Milliarden gestiegen, während der Handwerks-Umsatz bundesweit um 6,8 Prozent deutlich stärker zugelegt hat. Ähnlich sieht es bei der Entwicklung der Mitarbeiterzahlen aus. Während diese bundesweit mit 0,5 Prozent noch leicht angestiegen sind, ist die Zahl der Beschäftigten im Saarland um 1,8 Prozent gesunken. Derzeit beschäftigt das Handwerk hierzulande 67 600 Mitarbeiter.Für die Entwicklung gegen den Bundestrend macht Brenner vor allem den Fachkräftemangel verantwortlich, der im Saarland bereits stärker ausgeprägt ist als im Bund. Dieser werde für das Handwerk zunehmend zu einer Wachstumsbremse, da gleichzeitig im Saarland Großbetriebe wie beispielsweise ZF Fachkräfte einstellen und damit auch dem Handwerk Konkurrenz machen.

Auch in der Ausbildung werde es zunehmend schwieriger, geeigneten Nachwuchs zu finden. Bei den abgeschlossenen Neuverträgen verzeichnet das Saar-Handwerk ebenfalls mit minus 5,2 Prozent einen deutlich stärkeren Rückgang als der Bund (minus 1,5 Prozent). Dieser Trend werde sich auch in diesem Jahr fortsetzen, sagte Brenner.

Um das Nachwuchsproblem abzumildern, gehe kein Weg daran vorbei, Bildung zu einem zentralen Thema zu machen. Entsprechend positiv sieht HWK-Präsident Hans-Alois Kirf die Pläne der Landesregierung, diesem Bereich besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Für die HWK von zentraler Bedeutung ist das Übergangsmanagement von der Schule in den Beruf: Hier die richtigen Standards zu setzen, sei eine Aufgabe für die zuständigen Stellen der Berufsausbildung wie der HWK. Auch sei es dringend notwendig, die bereits gefassten Beschlüsse der Allianz zur Sicherung des Fachkräftebedarfs zügig umzusetzen.

Für das aktuelle Jahr ist die HWK insgesamt positiv gestimmt. Für das Saarland erwartet die Kammer ein Bruttoinlandsprodukt, das mit 1,5 Prozent leicht über dem des Bundes liegt, für den die HWK ein Prozent Zuwachs erwartet. Die Handwerksbetriebe dürften der Prognose zufolge beim Umsatz um 1,5 Prozent bis zwei Prozent zulegen. Vor allem bringe die Investitionsnachfrage bei den Zulieferbetrieben wieder ein erhöhtes Auftragsvolumen. Ein Plus bringe auch das wachsende Geschäft mit erneuerbaren Energien und der energetischen Sanierung im Rahmen der Energiewende.

Meinung

Frühe Signale

Von SZ-RedakteurJoachim Wollschläger

Mit einem Umsatzwachstum von immer noch 3,5 Prozent klagt das Saar-Handwerk zwar auf hohem Niveau, doch die Sorge, dass der Fachkräftemangel das Handwerk mit besonderer Härte trifft, ist berechtigt. Denn es ist ja nicht so, dass nur die Zahl der Bewerber zurückgeht. Gleichzeitig wirbt die Industrie Fachkräfte aus den Betrieben ab. Diese gleichwertig zu ersetzen wird zu einem Problem, das trotz guter Auftragslage zu Kapazitätsengpässen führt. Das Handwerk ist ein Frühindikator - nicht mehr lange, und die Bevölkerungsentwicklung hinterlässt auf breiter Front ihre Spuren.

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