Saar-Friseure stehen zum Mindestlohn

Saarbrücken · Seit einem Jahr zahlen die saarländischen Friseure ihren Beschäftigten generell einen Mindestlohn. Die Branche beurteilt diese Entwicklung positiv, erwartet aber weitere Preissteigerungen für die Kunden.

 Für kreative Frisuren braucht man Talent und den richtigen Blick. Symbolfoto: Rumpenhorst/dpa

Für kreative Frisuren braucht man Talent und den richtigen Blick. Symbolfoto: Rumpenhorst/dpa

Jörg Kilburg legt sich eindeutig fest: "Ich bin für den Mindestlohn . Und ich zahle ihn meinen Beschäftigten auch schon länger." Der Chef der Kilburg & Schmidt Coiffeure GmbH in St. Wendel sieht einige positive Auswirkungen durch die höhere Entlohnung der Beschäftigten. "In unserem Beruf kann man nicht viel Geld verdienen. Die Mitarbeiter müssen davon leben können." Zudem steige ein Stück weit die Attraktivität für junge Menschen, diesen Beruf zu ergreifen. Man wisse zumindest, dass man nach einer erfolgreichen Ausbildung später mehr verdienen kann. Nach einer Vereinbarung zwischen dem Zentralverband des Deutschen Friseurhandwerks und Verdi galt bisher ein Mindestlohn von 7,50 Euro , ab dem 1. August sind es acht Euro . Vom 1. August 2015 an beträgt er dann einheitlich 8,50 Euro .

Friseurmeister Kilburg rechnet jetzt allerdings auch damit, dass die Zahl der Vollzeitstellen abnimmt. Ein kleines Geschäft könne sich das kaum noch leisten. Deshalb müssten Kunden in einigen Friseur-Läden künftig mit längeren Wartezeiten und steigenden Preisen rechnen. Nach Ansicht von Mike Ganster, Chef des gleichnamigen Friseur-Salons in St. Ingbert, trägt der Mindestlohn zu gerechteren Grundlagen in der Branche bei. "Mancher junge Friseur-Angestellte auf dem Land hat bisher weniger verdient, weil er längere Wege zu einem Arbeitgeber in der Stadt scheut." Seinen Beobachtungen nach gibt es zudem bei so manchen Billig-Friseuren auch Arbeitsplätze mit einem Lohn "deutlich unter 8,50 Euro ". Billig-Friseure würden auch infolge des Mindestlohnes nicht vom Markt verschwinden. "Die finden andere Lücken. Wer kontrolliert denn überhaupt, wie lange die Beschäftigten künftig für den Mindestlohn wirklich arbeiten müssen? Hier ist die Politik gefordert, eine Kontrolle zu organisieren, die die Einhaltung von Arbeitszeiten überprüft", fordert Ganster.

Auch Friseurmeister Axel Schulz aus Neunkirchen argumentiert für den Mindestlohn . "Jeder sollte sich darüber im Klaren sein, dass er für eine sehr gute Dienstleistung bezahlt."

In der Landesinnung Friseure und Kosmetik sind 180 von rund 1100 Saar-Friseuren organisiert. Innungsmeister Mike Ulrich sieht den Hauptvorteil des Mindestlohnes in der jetzt landesweit gegebenen Vergleichbarkeit der Betriebe. Allerdings sei ein Herren-Haarschnitt kaum noch unter 20 Euro zu bekommen, bei den Damen müsse man mit Preisen um die 30 Euro und darüber rechnen. Jungen, kreativen Menschen rät Ulrich zum Friseurberuf. Mit Fortbildung und Meisterbrief könne man es bis zum eigenen Betrieb bringen. Doch räumt auch der Landesinnungsmeister ein: Stundenlöhne von 13 bis 15 Euro , wie in manchem Industriebetrieb üblich, bleiben im Friseur-Handwerk eine Illusion. Betriebsschließungen infolge des Mindestlohns erwartet Ulrich dagegen nicht. Es könne aber sein, dass der ein oder andere Betrieb die Zahl seiner Mitarbeiter reduziert.

Die Saar-Handwerkskammer (HWK) hat sich zum Mindestlohn noch kein endgültiges Urteil gebildet. Ob die Zahl der Beschäftigten konstant bleibt, hänge davon ab, inwieweit die Kunden Preissteigerungen mittragen, sagt HWK-Hauptgeschäftsführer Georg Brenner. Das Friseur-Handwerk profitiere auch von einem stabilen Berufswahlverfahren junger Frauen. "Viele empfinden Friseurin als kreativen Beruf und machen das gerne", so Brenner.

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