Ryanair will am Flughafen Hahn wieder wachsen

Hahn · Ryanair-Chef O'Leary nutzt seinen Besuch auf dem Flughafen Hahn zu einer selbstbewussten Kampfansage an die Konkurrenz Air Berlin und Lufthansa. Die Geschäftsführung des Flughafens ist dagegen schon froh, wenn in diesem Jahr die Passagierzahlen nicht weiter zurückgehen.

Ryanair will den Konkurrenten Air Berlin auf dem deutschen Markt überholen und Zweiter hinter der Lufthansa werden. Der Marktanteil in Deutschland solle in den kommenden fünf Jahren von vier auf 20 Prozent gesteigert werden, sagte der Chef des irischen Billigfliegers, Michael O'Leary, gestern am Hunsrück-Flughafen Hahn . "Deutschland ist ein guter Markt für Ryanair-Wachstum in den kommenden Jahren."

Wachstum verspreche er sich hierzulande vor allem an größeren Flughäfen , auf die der Fokus gelegt werde. Zuletzt hatte Ryanair etwa eine neue Basis in Köln eröffnet und betreibt nun auch Routen nach Hamburg und Stuttgart. Diese Flughäfen hätten ihre Gebühren gesenkt, weil Air Berlin und Lufthansa dort Verbindungen gestrichen hätten, sagte O'Leary.

Wachsen möchte Ryanair in Zukunft aber auch am Hunsrück-Airport - dank zusätzlicher, bestellter Maschinen. Im Sommerflugplan 2015 werden 44 Ziele vom Hahn aus angesteuert, genauso viele wie im Vorjahr. Stationieren will Ryanair im Hunsrück in diesem Sommer sechs Maschinen. O'Leary betonte einmal mehr, klassischen Fluggesellschaften Geschäftsreisende abspenstig machen zu wollen. Das sei aber keine Gefahr für den Hahn , denn auch dort starteten viele solche Kunden, etwa aus den Regionen Mainz, Koblenz oder auch Luxemburg.

Ungeachtet der ambitionierten Ryanair-Pläne verlor der Hunsrück-Airport im vergangenen Jahr Passagiere und Fracht, wie Geschäftsführer Markus Bunk sagte. Demnach sank die Zahl der Fluggäste von etwa 2,66 Millionen 2013 auf 2,45 Millionen. Die Frachtmenge ging von rund 152 000 auf etwa 135 000 Tonnen im vergangenen Jahr zurück. "Das ist nicht schön", sagte Bunk. Im laufenden Jahr sollte nun zunächst einmal das Ergebnis von 2014 gehalten werden, dann müsse Wachstum her.

Der frühere Hahn-Geschäftsführer Heinz Rethage hatte sich zuletzt dafür ausgesprochen, höhere Gebühren von Ryanair zu verlangen. Bunk sagte nun, als Geschäftspartner sei man ständig in Gesprächen mit Ryanair , auch über Geld. Es gelte aber, eine Balance zu halten, um keine Kunden zu verlieren. Bislang besteht ein strukturelles Defizit im Jahr von rund 20 Millionen Euro. Trotz eines laufenden Sanierungsprogramms gilt es als Herausforderung für den Hahn , dass die EU nur noch zehn Jahre lang Betriebsbeihilfen für regionale Flughäfen duldet.

Meinung:

Harter Kampf ums Überleben

Von SZ-RedakteurVolker Meyer zu Tittingdorf

Der Flughafen Hahn steckt in einem Dilemma. Einerseits müssen die Kosten sinken und die Einnahmen steigen, um das horrende Millionendefizit endlich zu verringern. Dafür müssen eigentlich auch die Gebühren steigen. Andererseits ist der Flughafen in hohem Maße vom Billigflieger Ryanair abhängig. Die Pläne der Fluggesellschaft, künftig stärker größere Airports zu nutzen, können auch als indirekte Drohung verstanden werden: Steigen die Gebühren, bestraft Ryanair den Hahn womöglich mit dem Streichen von Flugverbindungen. Hilfe im Überlebenskampf können Flughafenmanagement und Landesregierung von dem irischen Unternehmen jedenfalls nicht erwarten. Die Sanierung des Hahn bleibt eine kaum lösbare Aufgabe.

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