Nach mehr als zehn Jahren Verhandlungen haben Russland und China einen Gasvertrag im Wert von umgerechnet 290 Milliarden Euro geschlossen. Das Abkommen mit 30 Jahren Laufzeit ist das größte in der russischen Geschichte, sagte Kremlchef Wladimir Putin gestern in Shanghai. Der russische Staatskonzern Gazprom liefert nach eigenen Angaben ab 2018 mindestens 38 Milliarden Kubikmeter Gas jährlich nach China. Gazprom und der chinesische Staatskonzern CNPC schlossen den Deal während Putins Chinabesuch. Das neue Abkommen könnte Putins Position im Gasstreit mit der Ukraine stärken. Das sei möglicherweise am Montag bei den nächsten Verhandlungen zwischen EU, Ukraine und Russland zu spüren. Gazprom droht wegen der ukrainischen Schulden, vom 3. Juni an kein Gas mehr ins Nachbarland zu pumpen. Dies könnte auch den Westen treffen, denn die Ukraine ist Transitland für russisches Gas.

Schon vor mehr als einem Jahr hatte Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping eine Absichtserklärung für das Gasabkommen ausgehandelt. Anschließend konnten sich die Unterhändler jedoch nicht auf einen Lieferpreis einigen. Gazprom-Chef Miller wollte auch gestern keine Angaben zum Preis machen. Die russische Nachrichtenagentur Interfax meldete, CNPC zahle "mehr als 350 US-Dollar" je 1000 Kubikmeter Gas. Russland hatte ursprünglich auf 400 Dollar gehofft. Gazprom will für die Lieferungen eine neue Pipeline nach China bauen. Beide Länder investieren laut Putin 70 Milliarden US-Dollar in Infrastruktur und Pipelines.

Der Ukraine-Konflikt habe Russland vermutlich zu Zugeständnissen bei den Preisverhandlungen gebracht, vermutet der außenpolitische Experte Cheng Xiaohe von der Volksuniversität in Peking. Denn Moskau suche wegen der Sanktionsdrohungen von USA und EU nach neuen Abnehmern für Gas.