Russland droht mit höheren Preisen

Moskau/Berlin/Saarbrücken · Die russische Regierung gibt sich unbeeindruckt von den verschärften Wirtschaftssanktionen und zeigt, dass auch sie Mittel und Wege hat, den Westen zu treffen.

Russland hat als Reaktion auf die Wirtschaftssanktionen des Westens mit einer Erhöhung der Energiepreise in Europa gedroht. Der "verantwortungslose Schritt" werde unweigerlich einen Preisanstieg auf dem europäischen Energiemarkt zur Folge haben, warnte gestern das Außenministerium in Moskau . Auch die in Russland tätigen Banken aus der EU müssten negative Folgen fürchten. Für Obst und Gemüse aus Polen hat Moskau bereits einen Importstopp verfügt - wegen Verstößen gegen die Lebensmittelsicherheit, wie die Agraraufsicht mitteilte. Warschau gilt als wichtiger Partner der Regierung in Kiew.

Die EU und die USA hatten am Dienstag Wirtschaftssanktionen gegen Russland auf den Weg gebracht, die sich vor allem gegen die Sektoren, Rüstung, Energie und Finanzen richten. Damit soll Präsident Wladimir Putin dazu bewegt werden, die Unterstützung der prorussischen Separatisten im Osten der Ukraine zu beenden.

I n Deutschland wächst inzwischen die Sorge vor den Folgen der Sanktionen. Dies gilt vor allem für den Maschinen- und Anlagenbau. Allein bis Mai hat es für die wichtige deutsche Industriebranche einen Rückgang um 19,5 Prozent auf dem viertwichtigsten Exportmarkt gegeben. "Das dicke Ende kommt erst noch", sagte Ralph Wiechers, Chefvolkswirt des Maschinenbauverbandes VDMA. Der Vorsitzende des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, Eckhard Cordes , warnte, allein in Deutschland seien mindestens 25 000 Jobs in Gefah r.

Auch in der Saar-Wirtschaft erwartet man negative Folgen der Sanktionen. "Vor allem im Maschinenbau ist mit Umsatzeinbußen zu rechnen", sagte Volker Giersch , Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer des Saarlandes (IHK). Er fürchtet aber keinen Einbruch der Konjunktur. "Bei einem Russland-Anteil von zwei Prozent an den Saar-Exporten dürften sich die negativen Rückwirkungen auf die Saar-Wirtschaft aber in engen Grenzen halten", sagte Giersch. Das Saarland exportierte 2013 laut IHK Waren im Wert von gut 260 Millionen Euro nach Russland . Der Gesamtwert aller Exporte betrug 13,3 Milliarden Euro.

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD ) verteidigte die Verschärfung der Sanktionen. "Wir dürfen nicht aus Angst vor wirtschaftlichen Folgen zulassen, dass auf diesem Kontinent Krieg und Bürgerkrieg immer größer werden." Außerdem erwartet er rasche Effekte der EU-Sanktionen. "Ich denke, sie werden sehr schnell Wirkung zeigen. Denn die russische Ökonomie ist in keiner guten Verfassung." Der Sprecher der deutsch-russischen Außenhandelskammer in Moskau , Jens Böhlmann, hält die finanzpolitischen Sanktionen für besonders schmerzhaft. Dadurch werde auch die Erschließung von Erdgasfeldern erschwert.

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Auf einen BlickDie IHK Saarland bietet Unternehmen eine Orientierungshilfe bei der Überprüfung der vom Embargobeschluss betroffenen Güter. Ansprechpartner ist Außenwirtschaftsexperte Keven Isringhaus. Zu erreichen ist er per Telefon unter (0681) 95 20-420 oder per E-Mail unter keven.isringhaus@saarland.ihk.de. Darüber hinaus verweist die IHK auf das Justizportal von Bund und Ländern www.finanz-sanktionsliste.de . Dort ist aufgelistet, mit welchen Firmen und Personen in Russland Handelsbeziehungen untersagt sind. red

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