Rumänische Schätze in Luxemburg

Luxemburg. Sibiu war viele Jahrhunderte politisches und kulturelles Zentrum der deutschen Minderheit in Rumänien. Nachdem die Stadt in Siebenbürgen durch den Mongolensturm und die Ungarn mehrfach verwüstet worden war, erlebte sie im 17. Jahrhundert unter der Herrschaft der Habsburger eine Blütezeit. Bis heute zeugen die prächtigen Barockbauten in der Innenstadt vom einstigen Reichtum

Luxemburg. Sibiu war viele Jahrhunderte politisches und kulturelles Zentrum der deutschen Minderheit in Rumänien. Nachdem die Stadt in Siebenbürgen durch den Mongolensturm und die Ungarn mehrfach verwüstet worden war, erlebte sie im 17. Jahrhundert unter der Herrschaft der Habsburger eine Blütezeit. Bis heute zeugen die prächtigen Barockbauten in der Innenstadt vom einstigen Reichtum. Eines dieser Gebäude ist das Nationalmuseum Brukenthal. Der schmucke Bau ist nicht nur eines der ältesten Museen Europas, es beherbergt auch eine der bedeutendsten Sammlungen Alter Meister in Südost-Europa.

Die Sammlung geht zurück auf das 18. Jahrhundert. Der in Sibiu geborene Samuel von Brukenthal (1721-1803) bekleidete wichtige Ämter am Hofe Kaiserin Maria Theresias und wurde auf ihren Wunsch hin Gouverneur von Siebenbürgen. Mit seinem sozialen Aufstieg begann er, Kunst zu sammeln - damals vor allem ein Ausdruck der gesellschaftlichen Stellung. Nach dem Tod der Kaiserin verlor der Gouverneur sein Amt und widmete sich ausschließlich seiner Sammlung. Mit fast schon enzyklopädischer Strenge und dem humanistischem Ideal der Aufklärung folgend begann er alles zusammenzutragen, was er in die Finger bekam. Neben einer prächtigen Sammlung Alter Meister hamsterte er auch Münzen, Grafiken, Skulpturen, Medaillen, Bücher und Mineralien. 1,6 Millionen Objekte gehören heute zu der Sammlung. Schon 1784 machte er seine 1200 Werke "kultivierten Fremden und Kennern" in der zweiten Etage seines ehemaligen Gouverneurspalasts zugänglich. Da Brukenthal keine Nachkommen hatte, fiel das gesamte Erbe an die evangelische Landeskirche, unter der Maßgabe, es der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 14 Jahre nach seinem Tod wurden Teile seiner Sammlung in seinem Barockpalast ausgestellt.

1948 wurde das Haus ein Opfer der politischen Umbrüche nach dem Zweiten Weltkrieg. Die kommunistische Regierung enteignete die Sammlung und vergab sie teilweise an andere Museen des Landes. Das Museum führte ein armseliges Dasein. Erst 2005 sicherte Rumänien die Rückgabe zu; seither gehört das Museum zu den ehrgeizigsten Museumsprojekten des Landes. Noch viel Arbeit liegt vor den Machern: Die Sammlung muss inventarisiert werden, es fehlen moderne Depots, die empfindlichen Werke hängen teilweise in nichtklimatisierten Räumen. Noch immer verschleppen die großen Museen des Landes die Restitution der wertvollen Meisterwerke.

Im Mittelpunkt der Ausstellung in der Villa Vauban steht nun die Gemäldesammlung Brukenthals. Neben Bildern italienischer Maler besaß Brukenthal vor allem Werke holländischer und flämischer sowie deutscher und österreichischer Künstler. Klangvolle Namen hat man versammelt: Lucas Cranach, Pieter Brueghel der Jüngere, Tizian und Jan van Eyck sind darunter. Inspiriert von der kaiserlichen Sammlung in Wien ordnete Brukenthal seine Sammlung nach Malschulen und ließ sie entsprechend ihrer nationalen Zugehörigkeit in seiner Galerie hängen - eine in der damaligen Zeit völlig neue Form der Präsentation.

In sieben Kapiteln beleuchtet die Villa Vauban die Biografie Brukenthals, die Geschichte des Museums und bietet einen Überblick über die Sammlung. Farbige Tapeten bringen einen Hauch von barockem Luxus. Die Werke sind perfekt inszeniert, was in der alten Villa mit modernem Anbau und hohen Räumen nicht schwer ist. Zu den Höhepunkten gehören ein "Ecce Homo" von Tizian, "Der Kopf eines Jungen" von Veronese und eine "Maria mit dem Kind und dem heiligen Johannes" von Lucas Cranach. Ein kleinerer Raum präsentiert Beispiele der anderen Sammlungsbestände und lässt die Besucher über Tablet-Computer in den Depots stöbern.

Besonders stolz ist man auf den letzten Raum, der ganz der Familie Brueghel gewidmet ist. Im Mittelpunkt steht hier eine frisch restaurierte Version des "bethlehemistischen Kindermordes" von Pieter Breughel sowie zwei weitere Bilder des Flamen, der meist seinen Vater kopierte. Anschaulich werden die Techniken des Kopierens dargestellt, und per Multimedia-Anwendung kann man auf Detailsuche im "bethlehemistischen Kindermord" gehen.

Läuft bis 14. Oktober.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort