Roter Teppich für alle, die noch festivalscheu sind

Saarbrücken · Gestern Abend hat das Saarbrücker Bühnenfestival Perspectives in Forbach begonnen. Das erste Wochenende bietet vor allem familientaugliche Produktionen.

 Gestern im Forbacher Le Carreau: das Stück „Plan B“. Foto: Dietze

Gestern im Forbacher Le Carreau: das Stück „Plan B“. Foto: Dietze

Foto: Dietze

Das erste Perspectives-Wochenende präsentiert sich wie eine Publikums-Umarmung. Überwiegend familientaugliche Angebote stehen auf dem Spielplan, unter anderem das kindgerechte Stück "Stéréoptik" (Theater Überzwerg, morgen 15 Uhr, 26. und 27. Mai vormittags). Zum Anheizer könnte am Samstag ab 21. 30 Uhr eine Art Volksfest im Deutsch-Französischen Garten werden. Bei Einbruch der Dämmerung werden 3000 lodernde Tontöpfe auf sechs Kilometern Länge eine riesige, frei zugängliche Feuerinstallation schaffen.

Zuvor gibt es im DFG ein kostenloses Freiluft- Konzert mit Kabbalah. - Eventkultur für alle eben. Man kennt die Vorliebe der Festivalchefin Sylvie Hamard für niedrigschwellige Angebote. Es ist dies ihr roter Teppich für alle, die ihr Bild von vermeintlich abgehobenen "Perspectives" immer noch nicht korrigiert haben. Auch die gestrige Eröffnung fällt in die Kategorie "Nur-keine-Schwellenangst": Das trickreiche Körper- und Bilder-Spiel "Plan B" ist heute nochmal im Forbacher Carreau zu sehen. Des Weiteren hat Hamard das Akrobatik-Familienstück "Me, myself and us" angesetzt (Waldorfschule Altenkessel, heute, 10.30 Uhr, 20 Uhr, morgen 19.30 Uhr). Und dann ist da der für die Perspectives unverzichtbare "Nouveau Cirque", der ungewöhnliche Zirkus. Heute um 17.30 Uhr hat das Stück von AOC "Un dernier pour la route" im Zelt vor dem SST Premiere (Sa nochmal, 17.30 Uhr, Mo 20 Uhr). Zusätzlich bietet der Club am Römerkastell Partystimmung, Konzerte, die Übertragung des Champions-League-Finales und weitere Vibrations.

Zu dieser populären Palette stößt am Startwochenende nur ein einziger, jedoch gewichtiger Sprechtheater-Beitrag. "Qualitätskontrolle" heißt das viel beachtete Stück der Dokumentartheater-Spezialisten Rimini Protokoll über eine Querschnittsgelähmte, die selbst auf der Bühne ist. Diese bereits durch eine Einladung zu den Mülheimer Theatertagen "geadelte" Produktion muss morgen die Konkurrenz antreten zum Feuerzauber im DFG - das ist hart. Aber es läuft am Sonntag wieder (19.30 Uhr, Osthalle am Römerkastell). Wobei auch für "Qualitätskontrolle", wenn die Vorab-Kritiken stimmen, gilt: Wir verlassen nicht problembeladen das Theater, sondern gestärkt.

Insgesamt also ein Gute-Laune-Auftakt, allerdings noch ohne den Favoriten der Festivalchefin. Sie mag das Griechenland-Krisen-Stück "Telemachos" am Liebsten: "Es ist eine Art Theater, die jeden anspricht, auch die, die mit dem klassischen Theater nichts anfangen können. Es geht uns einfach alle an."

Karten für alle Termine unter Tel. (06 81) 95 80 78 65,

ticket@festival-perspectives.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort