Rocker Richtung Rente

Luxemburg. Man muss sie einfach mögen, diese Scorpions: Statt sich wie andere Bands im Zwist und Knall auf Fall aufzulösen, verabschieden sich Klaus Meine, Rudolf Schenker und Co. mit einer zweijährigen Welt-Tournee von nahezu jedem einzelnen Fan - sofern der die 65 Euro für eine Karte übrig hat

Luxemburg. Man muss sie einfach mögen, diese Scorpions: Statt sich wie andere Bands im Zwist und Knall auf Fall aufzulösen, verabschieden sich Klaus Meine, Rudolf Schenker und Co. mit einer zweijährigen Welt-Tournee von nahezu jedem einzelnen Fan - sofern der die 65 Euro für eine Karte übrig hat.Über 6000 Fans haben sich die letzte Begegnung mit ihren Stars am Sonntagabend in der Rockhal in Esch geleistet. Langhaarige mit schwarzen T-Shirts waren dabei klar in der Unterzahl, denn die Scorpions waren und sind ja keine reine Heavy-Metal-Band. Dafür haben sie zu häufig radiotaugliche Balladen wie das unvermeidliche "Wind of Change" geliefert. Zudem ist die Hannoveraner Band älter als der Begriff Heavy Metal - selbst von "Hardrock" wurde in ihrem Gründungsjahr 1965 noch nicht gesprochen. Metal-Klischees haben sie dennoch gerne bis zur Genüge bedient: kreischende Gitarren, Nietenjacken, brachiales Schlagzeug, enge Lederhosen, die sirenenhaften Stimme Klaus Meines - so erlebten die Besucher den ersten Teil des Konzerts.Dann begann der ruhigere Abschnitt. Alsbald erklang der Monster-Hit, der nach der Ansage Meines "nichts von seiner Message verloren" habe: "Wind of Change", der Song, der den Scorpions einst eine Einladung in den Kreml von Michail Gorbatschow persönlich einbrachte. Was an der einstigen "Wende-Hymne" mit dem charakteristischen Pfeifen im Intro heute noch aktuell sein soll, bleibt allerdings Meines Geheimnis. Träumen denn jetzt noch "the children of tomorrow", also "die Kinder von morgen" (somit die Embryonen von heute) im "Wind des Wechsels"? Nur gut, dass die Scorpions den Song zwar auf Spanisch und Russisch, nie aber auf Deutsch aufgenommen haben.Die Band hat sich im Laufe der Jahre wenig gewandelt. Erstaunlich, wie flink gerade die beiden Köpfe (zusammen immerhin 124 Jahre alt), Meine und Gitarrist Schenker, noch über die riesige Bühne flitzten. Während alberner Einlagen wie dem pompösen Schlagzeug-Solo von James Kottak durften sich die Rock-Dinos eine Pause gönnen.

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