Rock'n'Roll in Reih und Glied

Völklingen · Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte zeigt im Rahmen seiner „Pop“-Show E-Gitarren aus aller Welt. Das Rock-Instrument schlechthin ist hier in einer Atmosphäre der Sachlichkeit zu sehen.

 Kurios: eine Gitarre mit einem Korpus aus einem Castrol-Ölkanister. Fotos: Kerstin Krämer

Kurios: eine Gitarre mit einem Korpus aus einem Castrol-Ölkanister. Fotos: Kerstin Krämer

 Der Höfner-Bass, der als „Beatles-Bass“ berühmt wurde, signiert von Paul McCartney.

Der Höfner-Bass, der als „Beatles-Bass“ berühmt wurde, signiert von Paul McCartney.

Ihr im Wortsinn elektrifizierender Klang und die oft futuristische Optik haben die Elektrogitarre zum zentralen Instrument der Popmusik gemacht. Stilprägend waren die in den 50ern kreierten Ur-Modelle, sie werden heute noch in Massenproduktion hergestellt - damals in Handarbeit, doch von Anfang an in Serie. Nicht im Traum hätten wohl Leo Fender, Pionier der E-Gitarre mit massivem Korpus, und seine Konkurrenz aus dem Hause Gibson gedacht, dass ihre Produkte einmal als wertvolle Sammlerobjekte in Ausstellungen gezeigt würden - wie nun im Rahmen von "Generation Pop" im Völklinger Weltkulturerbe.

"Pop Emotion! E-Gitarre" heißt es im Verdichterraum der Gebläsehalle; die Schau entstand in Zusammenarbeit mit SR-Mann Roland Helm. Hier thronen die für gleißende Bühnenscheinwerfer konzipierten Stücke im moderaten Ausstellungslicht, meist in Reih und Glied und genormtem Abstand an der Wand entlang postiert, die kostbarsten in Vitrinen verwahrt. Dazugestellt sind Gitarrenverstärker, überwiegend aus den 50ern. Emotionen halten sich bei dieser kühlen Sachlichkeit in Grenzen. Mehr Passion vemitteln die Stars auf den Konzertplakaten und einige Signierungen: das Autogramm von Paul McCartney auf einer Höfner-Bassgitarre oder das von B. B. King auf einer Gibson-"Lucille". Eine Vergangenheit hat die raketenartige Gibson "Flying V": Einst griff "Who"-Legende Pete Townsend in ihre Saiten, heute gehört sie Rudolf Schenker von den "Scorpions".

Gitarrenkenner und -liebhaber immerhin werden besonders an der goldenen Gibson Les Paul und einer einst heftig bespielten Fender Stratocaster aus den Fifties ihre Freude haben - beide werden heute sündhaft teuer gehandelt. Kaum von Begeisterung übermannt sein dürften sie freilich beim Anblick mancher Reproduktionen und Neuauflagen, die einen beträchtlichen Teil der 20 Ausstellungsteile überwiegend aus saarländischen Sammlungen ausmachen: Schön ist der Nachbau einer bizarr geschwungenen Gitarrenseniorin aus dem Hause Bigsby; die Kopie des kastigen "Bo-Diddley-Modells" hingegen erinnert zuallererst daran, dass der originale Hersteller Gretsch mit seinen attraktiven Designs hier komplett fehlt.

Uneingeschränkte Sympathiemagneten sind ein paar Kuriositäten wie jene "AfriCan" in der Tradition der "Zigarrenbox"-Gitarren des 19. Jahrhunderts und eine handgeschnitzte "Stratocaster" aus Kenia - nur sehr entfernt ähnlich, aber ein Unikat.

Bis 16. 3., täglich ab 10 Uhr.

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