Rieder löst WM-Ticket nach Budapest

Schwimmerin der SSG Saar Max Ritter qualifiziert sich über 800 Meter Freistil und wird Meisterin über 1500 Meter.

Als Celine Rieder auf die Anzeigetafel blickte und ihre Zeit über 800 Meter Freistil sah, schlug sie die Hände zusammen, schloss die Augen und konnte es kaum glauben. Das 16 Jahre alte Supertalent der SSG Saar Max Ritter hatte sich bei den deutschen Schwimm-Meisterschaften in Berlin über 800 Meter Freistil für die WM in fünf Wochen in Budapest qualifiziert. Die erst 16-Jährige musste sich gestern zwar Meisterin Sarah Köhler mit fast drei Sekunden Rückstand geschlagen geben, aber mit 8:33,03 Minuten erfüllte sie die erleichterte U23-Norm. Für Olympia-Teilnehmerin Köhler war die Meisterzeit von 8:29,97 Minuten zu langsam für das WM-Ticket. „Als ich auf die Zeittafel geschaut habe, war ich überglücklich“, sagte Rieder nach dem Rennen: „Ich bin froh, dass sich die harten Trainingseinheiten ausgezahlt haben.“ Hannes Vitense, der Landestrainer des Saarländischen Schwimm-Bundes (SSB), jubelte ebenfalls: „Die WM kann kommen!“

Es war die zweite Einzelmedaille für Rieder, die am Olympiastützpunkt in Saarbrücken trainiert und die Eliteschule des Sports am Saarbrücker Rotenbühl besucht. Am Samstag hatte sie in souveräner Art und Weise die 1500 Meter Freistil in 16:24,28 Minuten gewonnen. Mit der Goldmedaille mit der Max-Ritter-Staffel über die 4x200 Meter Freistil schwang sich Rieder damit zu einer der erfolgreichsten Teilnehmerinnen der DM in Berlin auf.

Für eine weitere saarländische Medaille hatte am Samstag Christoph Fildebrandt gesorgt. Der Olympia-Teilnehmer von 2016 war über 100 Meter Freistil in 49,30 Sekunden auf Platz drei geschwommen, verpasste aber die WM-Norm um gut sechs Zehntel. Über die 200 Meter Freistil verpasste „Filde“ als Vorlauf-Elfter das Finale der besten Acht. Das erreichte der in Saarbrücken trainierende Henning Mühlleitner und durfte mit Platz sechs in 1:48,86 Minuten mehr als zufrieden sein. Annika Bruhn verpasste eine DM-Medaille mit Platz vier über 100 Meter Freistil, wo sie Titelverteidigerin war.

Die knallharten WM-Normen forderten am Schlusstag der Titelkämpfe ein höchst prominentes Opfer. Weltmeister Marco Koch darf nur mit einer Ausnahmeregelung seinen Titel bei der WM in fünf Wochen in Budapest verteidigen – wenn er denn will. Bei seinem Sieg über 200 Meter Brust in 2:08,69 Minuten blieb der Darmstädter eine halbe Sekunde über der verschärften Richtzeit. „Das war alles, was drin war“, sagte ein nicht unzufriedener Koch. Einen freiwilligen WM-Verzicht hätte er sich „überlegt, wenn ich langsamer geschwommen wäre. Aber die 2:08 sind kein Schmutz.“ Der zweifache Kurzbahn-Weltmeister hat mit der Umstellung auf ein verstärktes Krafttraining zu kämpfen: „Ich fühle mich ein bisschen wie ein Bodybuilder im Wasser.“ Bundestrainer Henning Lambertz dürfte den Olympiasiebten aber auch ohne Leistungsnachweis zur WM mitnehmen. „Marco hat eine Sonderstellung im Team“, sagte Lambertz, er erhöhte aber auch den Druck auf seinen Vorschwimmer: „Seine Bestzeit ist aus dem Jahr 2014. Jetzt muss irgendwann auch mal ein Schritt nach vorne kommen.“

Deutschland wird nur mit einem Mini-Team von zehn bis 14 Schwimmern nach Budapest reisen. Einzig der überragende Doppel-Rekordler Philip Heintz, die wiedererstarkte Europameisterin Fanziska Hentke und Rückenschwimmerin Lisa Graf, die am Schlusstag über 200 Meter (2:07,63) den fünften deutschen Rekord der Titelkämpfe aufstellte, konnten die harten Normen, die sich an Platz acht bei Olympia richteten, sauber erfüllen. Dazu löste ein Freistil-Quartett über die abgeschwächte U23-Norm Tickets: Poul Zellmann (400 Meter), Damian Wierling (50 Meter), Florian Wellbrock (1500 Meter) und eben Celine Rieder. Hinzu kommen einige wenige Staffelnominierungen.

Das Prädikat „Weltklasse“ verdiente sich einzig Heintz. Der Olympia-Sechste schwamm im Vorlauf und Finale über 200 Meter Lagen jeweils deutschen Rekord. Zeiten, mit denen er sich bei den Olympischen Spielen nur US-Superstar Michael Phelps hätte geschlagen geben müssen. Ein Ausrufezeichen setzte auch Hentke mit ihrem Sieg über 200 Meter Schmetterling in Weltjahresbestzeit. Die Führung in der Weltrangliste war der Magdeburgerin aber „völlig egal“, denn: „Bei der Weltmeisterschaft werden die Karten neu gemischt.“

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