Reisebranche erwartet Topjahr

Berlin · Die internationalen Bedingungen könnten besser sein, meint die Reisebranche. Doch vom Urlaubmachen lassen sich die Deutschen nicht abbringen. Die Entscheidung über die Ferienziele fällt immer früher.

Ägypten kommt wieder. Und Griechenland sowieso. Tausende Deutsche buchen gerade ihren Sommerurlaub - und lassen sich von politischen Unsicherheiten nicht abschrecken. Branchenexperten sagen dem Tourismus ein Topjahr voraus. "Alles spricht dafür, dass 2015 wieder ein exzellentes Reisejahr in Deutschland wird", sagte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft, Michael Frenzel , vor Beginn der Reisemesse ITB in Berlin . Die Stiftung Zukunftsfragen prognostiziert eine steigende Reiseintensität. So gut seien die Aussichten noch nie gewesen, hieß es jüngst sogar bei der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR).

Bereits das Reisejahr 2013/2014 bescherte der Tourismusindustrie Bestmarken. Die deutschen Reiseveranstalter erzielten dem Branchenverband DRV zufolge Rekorde bei Umsatz und Teilnehmerzahlen. Der Umsatz stieg um rund eine Milliarde Euro auf 26,3 Milliarden Euro - ein Plus von fast vier Prozent.

In diesem Jahr wollen die Deutschen der FUR zufolge unterm Strich noch einmal mehr Geld für mehr Reisen ausgeben. Zu Jahresbeginn fingen sie damit schon einmal an: Aktuell liegen die Buchungen für das wichtige Sommergeschäft über dem Vorjahresniveau. Das Marktforschungsunternehmen GfK erwartet ein Umsatzplus von 5,4 Prozent.

Zugelegt haben laut DRV vor allem Buchungen für Ägypten . Das nordafrikanische Land war im vergangenen Sommer der Verlierer und tastet sich noch immer an die Zahlen der Jahre vor dem arabischen Frühling 2011 heran. Jetzt deutet sich eine Erholung an: "Für Ägypten haben wir Flugkapazitäten nachgeordert", sagt eine Alltours-Sprecherin. Insgesamt laufe das Sommergeschäft gut. "Die Vorzeichen sind schon sehr gut", sagt auch eine Sprecherin von DER Touristik . Branchenprimus Tui spricht von erfreulichen Buchungseingängen für den Sommer mit einem Anstieg der Durchschnittspreise von zwei Prozent .

Weiter im Trend ist Urlaub in Griechenland . Hier hätten die Buchungen schon jetzt im zweistelligen Prozentbereich zugelegt, sagt DRV-Präsident Norbert Fiebig. Griechenland war bereits im vergangenen Sommer ein Renner. Für einen Urlaub dort zahlen die Deutschen laut einer Auswertung von mehr als 20 000 Buchungen beim Internetportal Holiday-Check mehr als für jedes andere Mittelmeer-Ziel. Dass politische Krisen und Naturkatastrophen allenfalls kurzzeitige Effekte haben, zeigt sich Fiebig zufolge auch an zunehmenden Buchungen für Tunesien und Sri Lanka.

Auf Platz eins der Hitliste der Bundesbürger liegt aber weiter der Urlaub daheim. Es folgen Spanien, Italien, die Türkei und Österreich. Knapp zwei Drittel aller Ferienreisen gehen der FUR zufolge jedes Jahr in eines dieser Länder. Dabei planen die Deutschen ihre schönsten Wochen des Jahres laut DRV immer frühzeitiger. Frühbucher machen laut Fiebig fast 30 Prozent des Gesamtumsatzes bei den Reisebüros aus.

Profitieren könnte die Branche in diesem Jahr vom billigen Öl. "Mit dem niedrigen Ölpreis sinken die Kosten für Langstreckenflüge, so dass zum Beispiel Thailand und Vietnam stark werden könnten", sagt Ralph Schiller, Geschäftsführer der FTI-Group. 2014 gehörte Thailand noch zu den Verlierern der Fernreiseziele.

Richtig sonnig ist die Stimmung trotzdem nicht: Nach wie vor gibt es laut DRV keine Bewegung im Streit um die Gewerbesteuer. Die deutschen Veranstalter sollen nach dem Willen der Finanzverwaltung für den Einkauf von Hotelübernachtungen rückwirkend ab 2008 Gewerbesteuer zahlen. Die Branche befürchtet Steuermehraufwendungen in Milliarden-Höhe.

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