Reichlich Morde und ein Millionengrab

Saarbrücken. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident, meist froh gelaunter Politroutinier, setzte lächelnde Miene zum enthüllenden Spiel auf. Als Michael Preute alias Jacques Berndorf (Foto: SZ) kürzlich in Mainz seinen 20. Eifel-Krimi "Die Nürgburg-Papiere" präsentierte, lud Kurt Beck gar in die Staatskanzlei

Saarbrücken. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident, meist froh gelaunter Politroutinier, setzte lächelnde Miene zum enthüllenden Spiel auf. Als Michael Preute alias Jacques Berndorf (Foto: SZ) kürzlich in Mainz seinen 20. Eifel-Krimi "Die Nürgburg-Papiere" präsentierte, lud Kurt Beck gar in die Staatskanzlei. Und bot dem Autor pressewirksam eine Wette an: Sollte das Erlebniszentrum am Nürburgring auch in fünf Jahren noch floppen, bekommt Preute fünf Kisten feinen Ahr-Weins. Für Preute, mit über 4,5 Millionen verkaufter Bücher eine publizistische Macht, eine fast sichere Wette. Begrüßt man im Freizeitpark am Ring doch quasi jeden Gast mit Handschlag. Und Beck? Dem dürfte sein Einsatz längst gleich sein, bei den über 300 Millionen Euro, die seine Landesregierung bislang für den Ausbau verpulverte.

Die Erweiterung der ruhmreichen Rennstrecke um einen Freizeitpark samt Nobelhotel und Feriendorf lässt sich als Generalexempel für Fehlplanung und politischen Größenwahn lesen. Warnungen, die teure Freizeitbelustigung sei in der kargen Eifel fern des Publikums, passe zur Nordschleifen-Historie wie Bio-Diesel in einen Formel 1-Motor, ignorierte man großspurig. Stattdessen verpflichtete man Berater, die allein als Spesenritter glänzten. Und die angebliche Privatfinanzierung des Projektes schlug Haken bis nach Dubai. Blechen musste letztlich das Land. Immerhin, Finanzminister Ingolf Deubel trat deswegen zurück - heute berät er die saarländische Landesregierung beim Sparen.

Im Grunde also weit mehr Skandalstoff als sich ein Autor wünschen könnte. Und dass sich Preute, einst als Journalist in "Spiegel"- und "Stern"-Diensten, darauf stürzte, war fast abzusehen. Viele Fakten wandern so auch kaum kaschiert ins Werk des 73-Jährigen. Auch wenn das wahre Leben unblutiger ist. Gemordet wurde in der Realität noch nicht. Siggi Baumeister, Berndorfs altgedienter Held, sieht sich aber gleich einer Serie von Morden gegenüber. Sowohl der Geschäftsführer des Rings kommt zu Tode, aber auch alte Eifelaner, die die Umwälzungen vor ihrer Haustür kritisch sahen. Und schnell spürt Baumeister nicht nur den Tätern nach, sondern versucht zu ergründen, in welchen Sog dieses Millionenverschlingende Großprojekt die Menschen reißt.

Hier liegen denn auch die Qualitäten des Bandes. Nahezu lehrbuchhaft bereitet Berndorf in seinem Krimi das Scheitern des Projektes auf. Wie Politiker, manche durchaus in hehrer Absicht, eine Region zu entwicklen, kurzatmig schnelle Entscheidungen suchen, Bedenken ignorieren, und allzu leicht auf Blender hereinfallen. Da lesen sich die "Nürburg-Papiere" wie ein Muster für so manches als "Leuchtturmprojekt" titulierte Vorhaben.

Literarisch allerdings ist Berndorfs Roman bloß mäßig. Seine Figuren bleiben eigentümlich flach, profillos, die Dialoge geraten hölzern. Die hohe Kunst des Polit-Thrillers, die Enthüllung mit Spannung organisch zu verweben, gelingt ihm nicht. Es ist wohl kein Zufall, dass es auf 360 Seiten ständig regnet oder schneit.

Jacques Berndorf: Die Nürburg-Papiere, KBV-Verlag, 363 Seiten, 9,95 €.

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