Regionaldirektion muss sparenStrukturwandel bietet Frauen neue ChancenArbeitslosigkeit zum Winterbeginn auf Rekordtief

Saarbrücken. Die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit (BA) wird in Zukunft mit deutlich weniger Mitteln auskommen müssen. Angesichts der angekündigten Sparmaßnahmen der Bundesregierung werde auch die Förderpolitik der BA neu ausgerichtet werden. Das sagt Heidrun Schulz, Leiterin der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saar

Saarbrücken. Die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit (BA) wird in Zukunft mit deutlich weniger Mitteln auskommen müssen. Angesichts der angekündigten Sparmaßnahmen der Bundesregierung werde auch die Förderpolitik der BA neu ausgerichtet werden. Das sagt Heidrun Schulz, Leiterin der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saar. Zwar ist der Bundeshaushalt noch nicht beschlossen, doch die Tendenz ist klar: Es wird gespart. "Nach allem, was wir wissen, werden wir 30 Prozent weniger Mittel im Eingliederungssektor zur Verfügung haben", sagt Schulz.Eine gewisse Entlastung beim Spardruck dürfte die wirtschaftliche Erholung bringen: Die Arbeitslosigkeit hat fast wieder das Vorkrisenniveau erreicht, und die Nachfrage der Unternehmen nach Fachkräften ist auch wieder angestiegen. Faktisch werden dadurch einige Förderinstrumente, wie die Qualifizierung in der Kurzarbeit, nicht mehr benötigt. Gleichzeitig werden durch sinkende Arbeitslosigkeit Mittel frei.

Trotzdem wird es deutliche Abstriche geben: Schulz kündigt an, in Zukunft bei den Maßnahmen einen Schwerpunkt auf Qualifizierung zu legen. "Dadurch steigen die Chancen, ohne Wartschleifen in einen Betrieb zu kommen", sagt sie. Zwar werde bei berufsvorbereitenden Maßnahmen und bei außerbetrieblichen Ausbildungen gekürzt, bei der Beseitigung von Qualifikationsdefiziten Arbeitsloser sowie geringqualifizierter und älterer Beschäftigen werde es aber keine Abstriche geben.

Anders sieht es bei den Jobcentern aus, bei denen die Bezieher von Arbeitslosengeld II, dem so genannten Hartz VI, betreut werden. Hier würden 2011 wohl deutlich weniger Arbeitsgelegenheiten, so genannte Ein-Euro-Jobs, eingerichtet als bisher, sagt Schulz. Auch die Beschäftigungszuschüsse werde es in Zukunft nicht mehr in dieser Menge geben. "Von den in diesem Jahr ausgegebenen 66 Millionen Euro sind 45 Prozent für Arbeitsgelegenheiten und den Beschäftigungszuschuss gezahlt worden", sagt Schulz. Beide Instrumente sind darauf angelegt, Langzeitarbeitslose in Beschäftigung zu bringen, die anders nicht mehr zu vermitteln sind. Allerdings seien die Maßnahmen den Erwartungen nicht gerecht geworden. Neben den hohen Kosten sei der Anspruch, Beschäftigung auf längere Sicht sicherzustellen, nur selten erfüllt worden.

Schulz betont, dass es aber andere Instrumente gebe, die auch darauf abzielen, Langzeitarbeitslose in Arbeit zu bringen. So das Modell der "Bürgerarbeit" sowie seit drei Jahren die "Job-Perspektive 50 Plus", die jetzt deutlich aufgestockt werde. "Das ist kein Eins-zu-Eins-Ersatz für die anderen Instrumente, aber es sind Leistungen, die für den Personenkreis in Frage kommen", sagt Schulz.

Wolfgang Dincher von der Arbeitskammer hält die Kürzungen für sehr bedenklich. "Das System einer Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt funktioniert schon jetzt nicht - ich gehe nicht davon aus, dass es mit weniger Geld besser funktioniert", sagt er. Gerade in diesem Bereich sei es wichtig, Mittel bereitzustellen.

Für Eugen Roth, Vorsitzender des DGB Saar, ist es eine Frage der Menschenwürde, ob ein Land sich einen dauerhaft geförderten öffentlichen Beschäftigungssektor für Langzeitarbeitslose leistet oder nicht. "Es ist eine politische Entscheidung, ob die Regierung dafür Geld in die Hand nimmt oder nicht." Roth sieht darin die entscheidende Frage der Arbeitsmarktpolitik, alles andere sei Kratzen an der Oberfläche: "Die Leicht-Vermittelbaren werden weiter Jobs finden, bei den übrigen bleibt das Problem bestehen."Saarbrücken. Auch im November ist die Arbeitslosigkeit im Saarland erneut leicht gesunken. 35 200 Frauen und Männer waren im vergangenen Monat arbeitlos - 300 weniger als noch im Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahres-November gab es 1900 oder 5,2 Prozent weniger Arbeitslose. Das teilte die Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit (BA) gestern mit. Gegenüber Oktober blieb die Arbeitslosenquote mit 7,0 Prozent unverändert. Vor einem Jahr hatte sie noch 7,4 Prozent betragen. Gleichzeitig steigt die Zahl offener Stellen: Mitte November waren im Saarland 4800 betriebliche Stellen zu besetzen, fast 1400 mehr als vor einem Jahr.

Von dem sich abzeichnenden Fachkräftemangel werden besonders Frauen profitieren, sagte die Leiterin der Regionaldirektion, Heidrun Schulz, gestern: "Die Erwerbstätigkeit von Frauen wird zu einem zentralen Thema am sich wandelnden Arbeitsmarkt. Unternehmen werden verstärkt auf sie zurückgreifen." Die Zahl der Arbeitnehmerinnen habe in den vergangenen zehn Jahren knapp sechs Prozent zugenommen, während bei den Männern ein Rückgang von acht Prozent zu verzeichnen sei, teilte die Regionaldirektion mit. Das sei allerdings auch auf die Zunahme der Teilzeitbeschäftigungen zurückzuführen.

Die guten Zahlen des Novembers sieht die saarländische IHK als Beleg für die "Konjunkturerholung im Lande", sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Volker Giersch. jwo

Nürnberg. Der kräftige Konjunkturaufschwung hat die Zahl der Arbeitslosen zum Winterbeginn auf ein Rekordtief sinken lassen. Im November waren lediglich 2,931 Millionen Männer und Frauen ohne Beschäftigung, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) gestern mit - 14 000 weniger als im Oktober. Die November-Arbeitslosigkeit rutschte damit auf den niedrigsten Stand seit 18 Jahren. Im Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl der Jobsucher um 284 000 zurück. Die Arbeitslosenquote blieb unverändert bei 7,0 Prozent, nach 7,6 Prozent im November 2009.

BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise zeigte sich zufrieden mit der Entwicklung: "Der Beschäftigungsaufbau wird immer stabiler und breiter", sagte er. Viele offene Stellen gebe es bei Zeitarbeitsunternehmen, aber auch im Bausektor, dem Handel, der Verkehr- und Logistikbranche sowie im Gastgewerbe. Abgebaut würde in der Industrie, im öffentlichen Dienst sowie bei Banken und Versicherungen. dpa

"Wir werden

30 Prozent weniger Mittel für Eingliederung zur Verfügung haben."

Heidrun Schulz, BA-Regionaldirektion

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