Regierungen besiegeln Nabucco-Gaspipeline

Ankara. Die vier EU-Staaten Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und die Türkei haben mit einer Regierungsvereinbarung den Weg für den Bau der strategisch wichtigen Gaspipeline Nabucco freigemacht. Sie soll die Abhängigkeit Europas von russischem Erdgas verringern

Ankara. Die vier EU-Staaten Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und die Türkei haben mit einer Regierungsvereinbarung den Weg für den Bau der strategisch wichtigen Gaspipeline Nabucco freigemacht. Sie soll die Abhängigkeit Europas von russischem Erdgas verringern. Ziel des gestern in Ankara unterzeichnetes Abkommens ist, staatliche Hürden für die etwa 3300 Kilometer lange Leitung zu beseitigen. Über sie soll von 2014 an Erdgas vom Kaspischen Meer an Russland vorbei nach Europa strömen. So wollen die EU und die Türkei in Zukunft Situationen wie in den vergangenen Jahren vermeiden, als Meinungsverschiedenheiten zwischen Russland und der Ukraine zu einer vorübergehenden Unterbrechung der Gasversorgung mitten im Winter führten. Derzeit bezieht die EU rund 25 Prozent ihres Erdgases aus Russland; der Anteil ist in südosteuropäischen Ländern noch wesentlich höher. Auch die Türkei ist mit einem russischen Gasanteil von 60 Prozent in hohem Maße von Moskau abhängig. Die Leitung soll in einer ersten Phase jährlich zehn Milliarden Kubikmeter, später 31 Milliarden Kubikmeter Gas transportieren. Aber auch Russland bemüht sich um Verträge mit den Produzentenländern und treibt mit "South Stream" ein Konkurrenzprojekt voran. Als ein Hauptproblem für Nabucco gilt, ausreichende Lieferquellen zu bekommen. Die an dem Projekt beteiligten Unternehmen haben erklärt, aus Aserbaidschan, dem Irak und Turkmenistan Zusagen für Gaslieferungen zu haben. An dem in Wien ansässigen Industriekonsortium Nabucco sind unter anderem der österreichische Energiekonzern OMV und der Essener Versorger RWE beteiligt. Teilhaber sind außerdem die Unternehmen Botas (Türkei), Bulgargaz (Bulgarien), Transgaz (Rumänien) und MOL (Ungarn). Der frühere deutsche Außenminister Joschka Fischer ist politischer Berater. Die Pipeline werde zur Energiesicherheit Europas und der Türkei beitragen, sagte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan bezeichnete die Vereinbarung als historischen Moment für die Energiesicherheit. Die Türkei wolle, dass auch iranisches Gas transportiert werde, "sobald die Bedingungen dies erlauben", sagte er. Die USA sind wegen des Streits um das iranische Atomprogramm gegen Geschäfte mit Teheran. Iran ist das Land mit den zweitgrößten Gasreserven der Welt. dpa

HintergrundÜber die Pipeline Nabucco sollen künftig fünf bis zehn Prozent der europäischen Erdgas-Nachfrage gedeckt werden können. Vor allem für Bulgarien, Rumänien und Ungarn bedeutet Nabucco eine schon lange erhoffte zweite Energiequelle. Die Kosten des Projekts wurden zuletzt auf 7,9 Milliarden Euro beziffert.Wo das Erdgas herkommt, ist offen. Es gebe Zusagen aus Aserbaidschan, dem Nordirak und Turkmenistan, hieß es. Aserbaidschan könne aber nach Expertenmeinung nicht mehr als vier der angestrebten 31 Milliarden Kubikmeter pro Jahr liefern. dpa/afp

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