Realist statt Bühnen-Schwärmer

Saarbrücken. "Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum" ist ein beliebter Sinnspruch. Ob Otto Daubner den bereits als Kind verinnerlicht hat? Man könnte es meinen. Denn schon für den 13-Jährigen, der seinen Eltern Klavierunterricht abtrotzte, stand fest: Er will Opernsänger werden, und dafür muss man auch Klavier spielen können

 Otto Daubner mit Regula Rosin in "Wiener Blut" am Staatstheater (2000). Foto: Stoess

Otto Daubner mit Regula Rosin in "Wiener Blut" am Staatstheater (2000). Foto: Stoess

Saarbrücken. "Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum" ist ein beliebter Sinnspruch. Ob Otto Daubner den bereits als Kind verinnerlicht hat? Man könnte es meinen. Denn schon für den 13-Jährigen, der seinen Eltern Klavierunterricht abtrotzte, stand fest: Er will Opernsänger werden, und dafür muss man auch Klavier spielen können. Mit 16 hatte Daubner seinen ersten öffentlichen Auftritt als Solist des Ingelheimer Chores. Vier Jahre später kam er seinem Traum einen großen Schritt näher, als er am Konservatorium in Mainz die Aufnahmeprüfung mit Bravour bestand.

Gefördert durch den Musikprofessor Jan Tamaru entwickelte Daubner seine Stimme zum "lyrischen Bariton" und eignete sich auch ein fundiertes Wissen über die Musik, über Musikgeschichte, Harmonielehre und die Funktionsweise der Stimme, ihre Ausdrucksfähigkeiten an. "Alles, was ich kann und weiß, verdanke ich Jan Tamaru", sagt Daubner. Der Lehrer war es auch, der ihn ermutigte, bei Agenturen vorzusingen, die Sänger an Bühnen vermitteln. 1978 klappte es mit einem Engagement als "lyrischer Bariton" am Saarländischen Staatstheater. In den drei vergangenen Jahrzehnten hat er dort fast alle wichtigen Opernrollen seiner Stimmlage gesungen, die erste war der "Zar" in Lortzings "Zar und Zimmermann". Fast 100 weitere folgten, unter anderem der Wolfram im "Tannhäuser", Graf Almaviva in der "Hochzeit des Figaro" und Georg Germont in "La Traviata" - eine von Daubners Lieblingsrollen. 1988 verlieh man ihm den Titel "Kammersänger". Zusammen mit Christel Koch-Ries am Flügel gestaltete er ab 1982 zahlreiche Liederabende.

Dabei war und ist er nie ein Schwärmer, sondern eher ein realistischer Perfektionist, der seine Bühnenauftritte genau einstudiert, die Wirkung von Gesten und Bewegungen exakt dosiert. Am 1. Mai, seinem 63. Geburtstag, verlässt Otto Daubner das Saarländische Staatstheater und geht in den Ruhestand. Auf der Bühne kann man ihn bis dahin noch in der Rolle des Fiorello im "Barbier von Sevilla" (15. März) und als Erster Priester in der "Zauberflöte" (22. März und 12. April) sehen und hören. Das Singen wird sein Leben auch danach bestimmen: Mit Christel Koch-Ries wird Daubner sein Wissen und seine Erfahrungen an junge Sängerinnen und Sänger weitergeben.

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