Razzia bei der Bayern-LB

München. Die von der Finanzkrise hart getroffene Bayerische Landesbank (Bayern-LB) ist ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Die Ermittler prüfen, ob beim milliardenschweren Kauf der Beteiligung an der österreichischen Hypo Group Alpe Adria (HGAA) vor zwei Jahren alles mit rechten Dingen zugegangen ist

München. Die von der Finanzkrise hart getroffene Bayerische Landesbank (Bayern-LB) ist ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Die Ermittler prüfen, ob beim milliardenschweren Kauf der Beteiligung an der österreichischen Hypo Group Alpe Adria (HGAA) vor zwei Jahren alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Die Ermittlungen scheinen sich vor allem auf den früheren Vorstandschef Werner Schmidt (Foto: dpa) zu konzentrieren. Gestern Morgen wurden Räume der Landesbank und der HGAA in München, Österreich und Luxemburg durchsucht, wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft München sagte. Dabei gehe es um den Verdacht, dass beim Erwerb der HGAA 2007 bewusst ein zu hoher Kaufpreis gezahlt wurde. Dies würde den Tatbestand der Untreue erfüllen. Konkrete Namen von Verdächtigen nannte die Staatsanwaltschaft zwar nicht, sie ließ aber kaum Zweifel daran, wen sie unter die Lupe nimmt. "Die Durchsuchungen sind Teil umfangreicher Ermittlungen gegen den ehemaligen früheren Vorstandsvorsitzenden, die die Staatsanwaltschaft München I im Zusammenhang mit dem Erwerb der Mehrheitsbeteiligung an der Hypo Group Alpe Adria führt", steht in einer Mitteilung. Vorstandschef im fraglichen Zeitraum war Werner Schmidt, der die Bank von Juni 2001 bis Frühjahr 2008 leitete. Seitdem ist Michael Kemmer bei der Bayern-LB am Ruder. Schmidt selbst wollte nichts zu den Ermittlungen sagen. Die Bayern-LB war im Mai 2007 für 1,6 Milliarden Euro bei der aus der früheren Kärntner Landesbank hervorgegangenen HGAA eingestiegen. Sie hält dort 67,1 Prozent der Anteile. Die Bank war im Zuge der Finanzkrise in Schieflage geraten und musste im Herbst 2008 vom Staat mit zehn Milliarden Euro gestützt werden. 2008 fiel ein Verlust von etwa fünf Milliarden Euro an, auch in diesem Jahr droht ein Minus. Weltweit werden nun rund 5600 der zuletzt rund 20 000 Arbeitsplätze gestrichen.Die Landesbank Saar (Saar-LB), die zu 75,1 Prozent der Bayern-LB gehört, ist nach eigenen Angaben in keiner Weise von den Ermittlungen betroffen. Auch seien dadurch keine Verzögerungen bei den Verhandlungen über den Verkauf der Bayern-LB-Anteile zu erwarten, sagte ein Saar-LB-Sprecher. dpa/redMeinung

Eine Reform tut Not

Von SZ-RedakteurVolker Meyer zu Tittingdorf Wer dachte, es könnte nicht mehr schlimmer kommen, sieht sich getäuscht. Die Landesbanken haben sich nicht nur in unvorstellbarem Ausmaß an den internationalen Finanzmärkten verzockt, sie agierten anscheinend zum Teil auch mit dubiosen, ja, kriminellen Methoden. Unglaublich, dass die Bayern-LB möglicherweise bewusst zu viel für einen Bank-Kauf zahlte. Genauso unvorstellbar wie der Verdacht gegen die HSH Nordbank, verlustreiche Geschäfte gegenüber der Bankaufsicht verschleiert zu haben. Zwei Schlussfolgerungen muss man hieraus ziehen: 1. Der Staat ist offenkundig kein guter Unternehmer. 2. Eine radikale Reform der Landesbanken ist dringend nötig. Am besten wäre wohl die Fusion zu einem möglichst klein dimensionierten Institut als Dienstleister für die Sparkassen.

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