RAG will Bergbau-Flächen schneller vermarkten

Essen · Die RAG und die saarländische Landesregierung wollen nächste Woche in einem Spitzengespräch klären, wie die Vermarktung früherer Bergbauflächen und die Suche nach Investoren besser werden kann. Die Projekte kommen nur langsam voran.

 Das ehemalige Grubengelände in Luisenthal wird von der RAG als eines der vorrangigen Projekte vermarktet. Archivfoto: Becker & Bredel

Das ehemalige Grubengelände in Luisenthal wird von der RAG als eines der vorrangigen Projekte vermarktet. Archivfoto: Becker & Bredel

Der Bergbaukonzern RAG bündelt seine verbliebenen Aktivitäten an der Saar mit einer Repräsentanz am Standort Duhamel in Ensdorf. Auch RAG Montan Immobilien zieht dorthin um, kündigte Vorstandschef Bernd Tönjes im Jahresabschluss-Gespräch des Gesamtverbands Deutsche Steinkohle in Essen an. Das Tempo bei der Suche nach Investoren für ehemalige Bergbauflächen an der Saar soll beschleunigt werden. "Wir sind sicherlich noch nicht ganz so weit, wie man sich das vorstellen könnte", räumte Tönjes ein. In einem Spitzengespräch mit der Landesregierung will die RAG kommende Woche klären, wie man die Vermarktung und die Suche nach Investoren gemeinsam mit dem Land verbessern kann. Zudem will er 2017 an der Saar einen "Zukunftskongress" veranstalten, der klären soll, wie man die Region weiter voranbringen kann.

Die RAG wolle sich an der Saar auch von Waldflächen trennen. Da es sich wegen der unterschiedlichen Größe der Flächen teilweise um problematische Projekte handele, habe die RAG in der Weiterentwicklung bisher überwiegend auf Photovoltaik gesetzt. "Mittlerweile sind wir der größte Photovoltaik-Entwickler im Saarland", sagte Tönjes. Jetzt folge die Konzentration auf den Bau von Windparks, der 2016 starten soll. "Auch damit können wir einen wesentlichen Beitrag für das Saarland leisten."

Generell stellte Tönjes fest: "Die RAG selbst hat für große Investitionen an der Saar überhaupt keine Ressourcen." Man bereite von Schadstoffen belastete Flächen auf, "damit Investoren dort ihre Geschäftsideen verwirklichen und neue Arbeitsplätze schaffen können". Dies sei ein schwieriger und langer Prozess. "Er kann nur gelingen, wenn die RAG mit der Landesregierung und neuen Investoren eng zusammenarbeitet. Die Bereitschaft sehe ich auf allen Seiten." Dennoch verlaufe die Suche nach Investoren schwerer als gedacht. "Man muss einen langen Atem haben. Wir halten das Saarland für einen sehr attraktiven Standort mit vielen Flächen und gut motivierten, flexiblen Arbeitskräften. Daran kann es eigentlich nicht scheitern."

Für den Standort Heinitz sei ein Investor gefunden. Für Standorte wie Velsen, Camphausen, Luisenthal und Itzenplitz würden weitergehende Entwicklungs- und Vermarktungsmöglichkeiten untersucht. 2018 ende der deutsche Steinkohlenbergbau, nicht aber die Vermarktung von insgesamt 11 500 Hektar Fläche, davon über 2100 an der Saar. Derzeit könne man jährlich 300 bis 400 Hektar vermarkten und sinnvoll entwickeln.

Fortschritte sieht Tönjes beim geplanten Grubenwasser-Konzept. " Wir halten es für sehr ökologisch." Die Topografie des Saarlandes erlaube eine besonders intelligente Lösung. Das betroffene Gelände liege so hoch, "dass man Grubenwasser nicht pumpen muss, um es in die Saar zu leiten. Dieser Zustand kann aber nicht vor dem Jahr 2035 eintreten." In einem ersten Schritt beabsichtigt die RAG, das Wasser bis auf einen Sicherheitsabstand von minus 320 Metern zur Oberfläche zu bringen. "Wir halten das für völlig gefahrlos. Das wird an der Tagesoberfläche nicht bemerkbar sein." Das Genehmigungsverfahren laufe. Gutachten sollen bis zum Frühjahr vorliegen. Tönjes rechnet damit, dass das Oberbergamt die Pläne genehmigt.

Meinung: Herausforderung unterschätzt

Von SZ-RedakteurThomas Sponticcia

Die RAG und das Land haben die Schwierigkeiten bei der Vermarktung ehemaliger Bergbauflächen unterschätzt. Es zeigt sich jetzt auch einmal mehr, woran das Saarland insgesamt leidet: Es fehlt eine greifbare, klare Vision, die auch für Investoren nachvollziehbar ist. Wohin will das Land in seiner Wirtschaftsentwicklung steuern? Wo will man in fünf bis zehn Jahren stehen? Welche Branchen will man fördern, wo investieren? Wie kann das Land trotz Geldnot attraktiv bleiben? Investoren erwarten verlässliche Rahmenbedingungen. Das Land bleibt viele Antworten schuldig. Kurzfristig müssen RAG und Land in der gemeinsamen Vermarktung der Bergbauflächen kreativer und schneller werden.

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