Räume außer Rand und Band

Luxemburg

 Kisten über Kisten: Simone Deckers "Second Life" im Eingangsfoyer. Foto: Andrés Lejona/Mudam

Kisten über Kisten: Simone Deckers "Second Life" im Eingangsfoyer. Foto: Andrés Lejona/Mudam

 Eine Lichtinstallation von Zilvinas Kempinas. Foto: Mudam

Eine Lichtinstallation von Zilvinas Kempinas. Foto: Mudam

 Kunst als Durchgang: Michael Beutlers "pilF". Foto: Mudam

Kunst als Durchgang: Michael Beutlers "pilF". Foto: Mudam

Luxemburg. Die erste sichtbare Arbeit der Ausstellung "Sketches of Spaces", die der luxemburgischen Künstlerin Simone Decker, stellt den Besucher vor eine körperliche Anforderung: Betritt man das große Foyer des Musée d'Art Moderne in Luxemburg, muss man eine 18 Meter hohe Skulptur erklimmen: Eine Treppe aus Baustellenelementen schlingt sich um einen Turm von Kunsttransport- und Lagerkisten des Museums, die einige Kunstwerke aus der Sammlung beherbergen. Oben angekommen, wird man nicht nur mit einem herrlichen Blick über die Altstadt belohnt, sondern mit einer neuen Perspektive auf die moderne Museumsarchitektur des Architekten Ieoh Ming Pei.Diese eindrucksvolle Museumsarchitektur steht im Mittelpunkt der Schau. Acht internationale Künstler haben für jeweils einen Museumsraum ortsbezogene Kunstwerke konzipiert. Die Zuordnung der Räume für die Künstler erfolgte teils zufällig, teils durch die Kuratoren. Die Künstlerin Simone Decker erhielt einen der spektakulärsten Orte und schaffte es, die schwindelerregende Höhe des Foyers erfahrbar zu machen. So international die übrigen Künstler sind, so unterschiedlich fallen die raumbezogenen Arbeiten aus. Während einige den Raum als solchen in seinen spezifischen Dimensionen untersuchen und auch Eingriffe in die Architektur vornehmen, funktioniert er bei anderen als Umgrenzung, um Beziehungen zum Außenraum herzustellen oder gar hypnotische Wahrnehmungen hervorzurufen. Michael Beutler etwa sägt die nichttragenden Wände eines Ausstellungsraumes aus und transportiert sie mittels einer bizarren überdimensionierten Konstruktion von der Vertikalen in die Waagerechte.Die Italiener Raffaella Spagna und Andrea Caretto thematisieren mit ihrer Installation das ökologische Gleichgewicht der Natur. Ästhetisch angeordnet, mit filigranen geschwungenen durchsichtigen Schläuchen, einem Brunnen und Wasserbecken wird das Regenwasser von Außen nach Innen geleitet und zur Aufzucht von Nutzpflanzen verwendet. Eine andere Arbeit zeigt einen in einem Plexiglasbecken aufgeschütteten Salzhaufen, der sich durch tropfendes Wasser stetig verändert. Eine unvorhersehbare Metamorphose, ästhetisch und autonom zugleich.Die belgische Künstlerin Ann Veronica Janssens und ihr österreichischer Kollege Peter Kogler appellieren an die Sinne: Janssens dekonstruiert den Raum mittels einer Projektion mit gleißend hellem Licht in pulsierender Geschwindigkeit. Ein längerer Aufenthalt im Raum verlangt einiges an Durchhaltevermögen. Peter Kogler umhüllt den Besucher mit einer computergenerierten 360-Grad-Projektion: Unheimlich, fast außerirdisch wirkend, bewegt sich das organische Netz zu elektronischer Musik. Mit anderen Eingriffen bringt der litauische Künstler Zilvinas Kempinas die Raumordnungen zum Wanken. Kreisförmige Magnetbänder auf dem Boden werden mittels eines Ventilators zum Drehen gebracht. Der Raum ist verdunkelt und mit Spiegelfolie ausgekleidet. 25 rote und blaue Glühbirnen schweben über der Rotation der Bänder: Hier werden Gesetze der Physik mystifiziert und nahezu verzaubert.Im Foyer des Untergeschosses zeigt der Franzose Vincent Lamouroux architektonische Elemente aus Holz, die auf Novellen von Edgar Allan Poe verweisen. Der vormals eher unattraktive Durchgangsraum wird mit den Gestellen einer labyrinthischen Struktur neu erfahrbar gemacht.Bis 19. September. Mittwoch bis Freitag 11 bis 20 Uhr; Samstag bis Montag 11 bis 18 Uhr; Dienstag geschlossen.

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