Radiophilharmonie gräbt wenig bekannten Dvorák aus

Saarbrücken · Karel Mark Chichon und die Radiophilharmonie (DRP) hat gestern die 4. Matinee in der Congresshalle in Saarbrücken mit einem wenig bekannten Werk von Dvorák, dem Scherzo capriccioso' op.

66, eröffnet. Das lebt vor allem von spritzigen Bläser-Soli und war damit bei der DRP am rechten Platz. Ein selbst von der Fachliteratur vernachlässigtes Werk voll Witz, den die brillante Orchestrierung noch hervorhob, mit einem unwiderstehlichen Walzer, den Dirigent und Orchester gekonnt servierten.

Erfreulich ist, dass die Vakanz bei einer Konzertmeisterstelle der DRP immer neue Gesichter am 1. Pult vorstellt: diesmal eine souverän führende Geigerin von der Volksoper Wien. Im Klavierkonzert von Schumann strebte Elena Bashkirova als Solistin offenbar eine wohltuend klare, strukturbewusste Darstellung an. Man hat dieses Werk hier schon poetischer gehört, aber selten so durchdacht. So wurde auch die Kadenz zu einem sowohl pianistischen wie intellektuellen Vergnügen; dass der Klavierklang gelegentlich recht nüchtern wirkte, konnte man als Konsequenz akzeptieren. Für den reichen Beifall wurde das Publikum mit Schumanns "Des Abends'" aus op. 12 belohnt. Den Abschluss der Matinee bildete Dvoráks 5. Sinfonie, in jener Zeit entstanden, als Brahms dem außerhalb Böhmens noch wenig bekannten Komponisten zu internationalem Ruhm verhalf. Nach ihrer prachtvollen Kantilene im Klavierkonzert konnten die Celli hier im 2. Satz abermals prunken - von den Ersten Violinen nicht ohne Neid betrachtet, die dasselbe Thema anschließend nur im Pianissimo vortragen dürfen. Im 3. Satz spielten sich die Gruppen gutgelaunt die Motive zu, das Finale klang brillant und artikuliert, zumal Chichon markante Charaktere zeichnete. Die Aufführung weckte Vorfreude auf die gerade entstehende Dvorák-Gesamtaufnahme der DRP mit Chichon.

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