Pünktlich, sauber und preiswertMehdorn pocht auf Abfindung

Berlin. Der von der Bundesregierung nominierte Bahnchef Rüdiger Grube hat gestern erstmals öffentlich seine Vorstellungen zur Zukunft des Staatskonzerns erläutert. Seine wichtigste Aufgabe sehe er darin, die Datenaffäre restlos aufzuklären und verlorenes Vertrauen der Bahnmitarbeiter zurückzugewinnen, sagte Grube in Berlin

Berlin. Der von der Bundesregierung nominierte Bahnchef Rüdiger Grube hat gestern erstmals öffentlich seine Vorstellungen zur Zukunft des Staatskonzerns erläutert. Seine wichtigste Aufgabe sehe er darin, die Datenaffäre restlos aufzuklären und verlorenes Vertrauen der Bahnmitarbeiter zurückzugewinnen, sagte Grube in Berlin. Zugleich versprach er den Bahn-Nutzern besten Service, Pünktlichkeit und preiswerte Tickets. Die wichtigsten Fragen und Antworten rund um die Bahn: Wer ist Rüdiger Grube?Antwort: Der 57-jährige Hanseat ist noch Manager bei Daimler. Er gilt als unauffällig, hat aber maßgeblichen Anteil am jüngsten Einstig eines arabischen Staatsfonds bei dem Stuttgarter Autobauer. Grube ist ein alter Bekannter des scheidenden Bahnchefs Hartmut Mehdorn. Der hatte auf erheblichen politischen Druck nach einer großflächigen Überprüfung von Mitarbeiterdaten seinen Rücktritt angeboten. Was kommt auf Grube zu?Antwort: Neben der Aufarbeitung der Datenaffäre wird Grube sich um technische Probleme kümmern: So zum Beispiel um Defekte bei ICE-Achsen, deren Ursache immer noch nicht geklärt ist. Grubes innerbetriebliches Ansehen hängt aber auch vom Wohlwollen der Gewerkschaften ab, die bei der Bahn stark sind. Was halten die Gewerkschaften von Grube?Antwort: Der Anfang ist hoffnungsvoll. Die Bahngewerkschaften Transnet und GDBA haben angekündigt, Grube bei der anstehenden Personalentscheidung im Bahn-Aufsichtsrat zu unterstützen. Grube bekannte sich zu einem Memorandum, das einen Erhalt des Konzernverbundes vorsieht. Ohne diesen Verbund wäre eine bis Ende 2010 laufende Beschäftigungsgarantie nicht möglich. Grube bekräftigte, dass er den Konzern nicht zerschlagen wird. Der Lokführergewerkschaft GDL allerdings äußert sich kritisch. Weil der neue Chef nur nach den Vorgaben des Eigentümers Staat agieren könne, müsse sich der Bundestag zur Zukunft der Bahn äußern, heißt es dort. Wie steht Grube zur Datenaffäre und zu einer möglichen Bahnprivatisierung?Antwort: "Ich werde alles unternehmen, um diese Affäre lückenlos aufzuklären", versprach Grube. Konkrete Ergebnisse sollen bis zum 1. Juni auf dem Tisch liegen. Einer Bahnprivatisierung steht er grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber. Diese "Option" müsse erhalten bleiben. In der Wirtschaftskrise sei es aber müßig, darüber zu diskutieren. Was kommt auf die Bahnkunden zu?Antwort: Nach Auskunft des neuen Chefs nur Gutes. Zwar will Grube die Bahn weiter zu einem internationalen Unternehmen entwickeln, aber in den deutschen Schienenverkehr will er trotzdem kräftig investieren. "Effizient, preiswert, mit der absolut höchsten Qualität, Pünktlichkeit, Sicherheit, Sauberkeit", nannte Grube als vordringliche Ziele. Düsseldorf. Der scheidende Bahn-Chef Hartmut Mehdorn droht dem Unternehmen juristische Schritte an, sollte sein bis Mai 2011 laufender Vertrag finanziell nicht voll erfüllt werden. "Herr Mehdorn pocht auf die Einhaltung seines Vertrages", sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person dem "Handelsblatt". Andernfalls wolle Mehdorn die Sache seinem Anwalt übergeben.Der scheidende Bahnchef schlägt damit einen Appell der Bundesregierung in den Wind. Vizeregierungssprecher Thomas Steg hatte in der vergangenen Woche erklärt, eine Einigung mit Mehdorn müsse "die aktuelle Diskussion über Bonus- und Abfindungszahlungen reflektieren". Hier gelte das "Gebot des Maßhaltens". Mehdorn war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.Mehdorn hatte für sein Rücktrittsangebot eine Formulierung gewählt, mit der er seine Ansprüche sichert: "Ich habe dem Aufsichtsratsvorsitzenden die Auflösung meines Vertrages angeboten." Damit räumt der Bahnchef zwar faktisch selbst den Posten, juristisch lässt er sich aber beiseite schieben. Bahnkreisen zufolge geht es bei den Forderungen um rund zehn Millionen Euro. hb

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