Wann öffnet der BER? Prüfer zweifeln am Zeitplan für Hauptstadtflughafen

Berlin/Schönefeld · Eineinhalb Jahre vor der geplanten Eröffnung des Hauptstadtflughafens BER sind abermals Zweifel am Terminplan bekannt geworden. Dieser sei „aufgrund des unfertigen Anlagenzustands stark gefährdet“, zitierte der „Tagesspiegel“ aus einem internen Bericht des Tüv Rheinland vom 8. März.

 Ewige Baustelle: Baugerüste liegen hier am Zugang zum Terminal des Hauptstadtflughafens (BER). Wann er öffnet, bleibt unklar.

Ewige Baustelle: Baugerüste liegen hier am Zugang zum Terminal des Hauptstadtflughafens (BER). Wann er öffnet, bleibt unklar.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Das deutet darauf hin, dass die Bedenken der Prüforganisation größer sind als von den BER-Verantwortlichen zugegeben. Der Tüv wollte sich nicht äußern.

Im Zentrum steht dabei noch immer der Brandschutz in dem BER-Terminal, das eigentlich schon 2011 in Betrieb gehen sollte. In den vergangenen Jahren waren tausende Mängel bekannt geworden. Aus Sprinklern tröpfelte es nur, die Entrauchungsklappen ließen sich nicht steuern, Kabel waren falsch verlegt – Überhitzungsgefahr. Bosch arbeitet an der Brandmeldeanlage, doch das dauert länger als geplant.

Die Betreiber halten aber daran fest, dass der drittgrößte deutsche Flughafen im Oktober 2020 an den Start gehen kann. Der Zeitplan ist aber auch nach Unternehmensangaben ins Rutschen geraten: Noch Ende 2018 war vorgesehen, dass Bosch die Brandmelder Anfang Februar fertigstellt. So weit ist es noch nicht. „Die Arbeiten der Firma Bosch sind inzwischen weitgehend abgeschlossen“, sagte ein Flughafensprecher. Damit verzögert sich der Test aller Anlagen im Terminal, der im Mai beginnen sollte. Der Tüv hatte schon im Herbst deutlich gemacht, dass es einige Monate länger dauern dürfte. Die Probleme des Hauptstadtflughafens sollen nach dem Willen von CDU und FDP im Berliner Abgeordnetenhaus umfassender durchleuchtet werden. Sie wollen den Auftrag des Untersuchungsausschusses bis in die Gegenwart ausweiten.

Flughafenchef Lütke Daldrup hatte die Differenzen mit dem Tüv nach der jüngsten Aufsichtsratssitzung am 8. März so umschrieben: „Wir sind nicht ganz deckungsgleich, aber die Einschätzungen von Projektleitung, Tüv und Flughafen liegen sehr eng beieinander.“

Der Tüv-Bericht stellt laut dem Zeitungsbericht noch 11 519 Mängel allein bei den Kabeln für die Sicherheitsbeleuchtung und Sicherheitsstromversorgung fest, die nach der gescheiterten Eröffnung 2012 ausgetauscht und erneuert wurden. Lütke Daldrup sprach im März von weniger als 3000 Mängeln.

Dazu sagte Flughafensprecher Hannes Hönemann, nicht die Zahl der Mängel habe sich verändert, sondern die Art der Dokumentation. „Wir haben Mängel in jeden einzelnen kleinteiligen Arbeitsschritt unterteilt, damit die Firmen bei der Abarbeitung keine Ausreden mehr haben.“ In den kommenden Wochen werde die Zahl schnell schrumpfen.

Dazu ist aus Tüv-Sicht „eine Vielzahl von Rückbauten“ notwendig, wie der „Tagesspiegel“ zitiert. Die Flughafengesellschaft erklärte, „kleinere Rückbaumaßnahmen“ bei sicherheitsrelevanten Kabeln dürfe man sich nicht etwa als „Abriss“ vorstellen.

Der Zeitung zufolge kommt ein Problem hinzu: Kabelbefestigungen mit Plastikdübeln, die einem Brand nicht standhalten könnten. So verdichteten sich Hinweise, dass die vom Flughafen erhoffte Einzelfallzulassung nicht erteilt werde. Schlimmstenfalls könnten die Dübel so „zu einem k.-o.-Problem“ werden. Hönemann konterte, entscheidend sei nicht die Norm, sondern dass die Dübel sicher seien. Das Nachweisverfahren hierzu sei gerade in Arbeit.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort