Prokon meldet Insolvenz an

Itzehoe · Der in Schieflage geratene Windanlagen-Finanzierer Prokon hat Insolvenz beim Amtsgericht Itzehoe angemeldet. Das teilte Prokon gestern mit. Nun bangen zehntausende Anlager um ihr Geld.

Zuletzt schien eine Insolvenz noch zu vermeiden. Gestern Nachmittag allerdings teilte der Windanlagen-Finanzierer Prokon Regenerative Energien GmbH seinen Anlegern auf der Internet-Seite mit, dass das Unternehmen Insolvenz angemeldet hat.

Prokon gab sich trotz des Insolvenzantrags optimistisch. Er bedeute keineswegs das Aus für Prokon. Das Geschäftsmodell solle angepasst werden. "Wir sind nach wie vor operativ gut aufgestellt", teilte das Unternehmen mit. Gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter und im Dialog mit den Anlegern werde man "alles daran setzen, die Zukunftsfähigkeit von Prokon zu sichern".

Der vorläufige Insolvenzverwalter Dietmar Penzlin teilte gestern mit, dass der Geschäftsbetrieb vorerst weitergehe. Für die Beschäftigten werde eine Insolvenzgeldvorfinanzierung vorbereitet. Penzlin betonte aber auch, dass Rückzahlungen von Genussscheinkapital oder Zinsen aktuell nicht möglich seien. Forderungsanmeldungen seien erst möglich, wenn das Insolvenzverfahren später eröffnet werden sollte.

Das Unternehmen war in den vergangenen Wochen in erhebliche Liquiditätsschwierigkeiten geraten, als ein größerer Teil der Genussschein-Inhaber ihre Anlagen kündigte. Das Unternehmen finanziert sich vornehmlich über solche Genussscheine. Bank-Kredite machen nur einen geringen Teil des Kapitals aus. Um weitere Anleger zu werben, hatte das Unternehmen zuletzt auch kurzfristige Kündigungen ermöglicht. Angesichts der sehr langfristig in den Windkraftanlagen gebundenen Gelder, drohte mit der unerwartet hohen Zahl an Kündigungen die Zahlungsunfähigkeit. Prokon-Chef Carsten Rodbertus hatte deshalb Anfang Januar die Anleger gebeten, ihre Kündigungen zurückzuziehen und ihr Geld im Unternehmen zu belassen. Die von Prokon genannte Quote von maximal fünf Prozent Kündigungen des Genussrechtskapitals wurde aber nicht erreicht.

Prokon ist schon länger in die Kritik geraten. Haupt-Vorwürfe waren dabei die Rendite-Politik des Unternehmens sowie die fehlende Transparenz bei den Unternehmenszahlen. Prokon hatte mit hohen Renditen von bis zu acht Prozent geworben. Weil das Unternehmen einen Gewinn in dieser Höhe nicht erwirtschaftet, wurden auch "stille Reserven" ausgeschüttet. Der Saarbrücker Wirtschaftsprüfungs-Professor Michael Olbrich hat diese Praxis schon lange kritisiert. Stille Reserven könnten nur dann als liquide Mittel und damit als verfügbar betrachtet werden, wenn sie durch einen Verkauf realisiert wurden. Das war bei Prokon nicht passiert. Olbrich kritisiert auch die Veröffentlichungspraxis des Unternehmens. Denn auch wenn das Unternehmen auf seiner Internet-Seite zahlreiche Zahlen veröffentlicht - eine für ein Unternehmen dieser Größe vorgeschriebene Konzern-Bilanz, die einen wirklichen Einblick in den Geschäftsverlauf gibt, liegt nicht vor.

Für die Anleger heißt die Insolvenz jetzt nicht zwingend, dass ihr Kapital komplett verloren ist. Die Schutzgemeinschaft für Kleinanleger (SdK) hatte schon im Vorfeld betont, dass den Genussscheinen erhebliches Sachvermögen entgegensteht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort