Projekt "Anderswo": Von der Intensität des Körpers

Saarbrücken. Kartons, geschlossen, typisiert, praktische Stapelware. Sie öffnen, in ihrer Form verschieben - schon ist es anders, neu und eigen. Das ist das auf die Videowand geworfene Bild, das die Aufführung in der Alten Feuerwache fasst

Saarbrücken. Kartons, geschlossen, typisiert, praktische Stapelware. Sie öffnen, in ihrer Form verschieben - schon ist es anders, neu und eigen. Das ist das auf die Videowand geworfene Bild, das die Aufführung in der Alten Feuerwache fasst. "Anderswo" heißt das zweite Schülertanzprojekt im Rahmen des von Staatstheater-Ballettchefin Marguerite Donlon gestarteten Bildungsprogramms "Zukunft(at)DDC". Die Berliner Tanzpädagogin und Choreografin Nadja Raszewski und ihr Team haben mit 55 Jugendlichen von acht saarländischen Schulen ein Tanzstück erarbeitet, finanziell unterstützt von der Kulturabteilung der Staatskanzlei sowie der Stiftung Lichtblick. Scheint doch der Lebenswelt junger Leute nichts näher als der Tanz, der in Videoclips und Castingshows allgegenwärtig ist. Doch der ist in seinen Abläufen eher ein Stapeln von Kartons als eine wirkliche Sprache. Die bereits in Tanzprojekten mit Jugendlichen erfahrene Nadja Raszewski hat daher die individuelle Vielfalt der Bewegung betont, gehalten von einer Choreographie, die für Jugendliche zu bewältigen ist. Darin haben Elemente aus dem Kampfsport, Gesten der ganz alltäglichen Inszenierung auf Straße und Schulhof, mit aus Videoclips und HipHop vertrauten Bewegungen ihre Form gefunden.Das ist kein Nachstellen, sondern ein Sprechen mit dem Körper in einer anderen, zugleich verständlichen Sprache. Sie lässt dabei jedem Raum, sie auf eine eigene Art zu entdecken. Den stärksten Eindruck macht das Ensemble, wenn es komplett den ganzen Bühnenraum ausfüllt. Es ist die Kraft der körperlichen Anwesenheit in einer Welt, die heute mit dem Auflegen einer Fingerkuppe auf der Tastatur zu erreichen ist. "Anderswo" verschafft eine gewaltige, mit- und hinreißende Erfahrung für jeden einzelnen der Jugendlichen und für das Publikum. Das unterlag in Teilen unnötigerweise dem Zwang des Virtuellen und fotografierte während der Aufführung. Zeigten doch gerade die tanzenden Jugendlichen etwas, das keine Digitalkamera je speichern kann: die Unmittelbarkeit und Intensität, die nur die Bewegung des Körpers gewährt. sgNächste Aufführung:Morgen, 19.30 Uhr, Feuerwache.

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