Probleme nach dem ersten Schritt

Saarbrücken. "Wir waren jung, hatten Spaß, studentischen Eifer und nichts zu verlieren", so beschreibt Silke Neiss den Beginn ihres Beratungsunternehmens Yavis. Neiss hatte sich gemeinsam mit drei Studienfreunden kurz nach Abschluss des Studiums selbstständig gemacht

Saarbrücken. "Wir waren jung, hatten Spaß, studentischen Eifer und nichts zu verlieren", so beschreibt Silke Neiss den Beginn ihres Beratungsunternehmens Yavis. Neiss hatte sich gemeinsam mit drei Studienfreunden kurz nach Abschluss des Studiums selbstständig gemacht. "Wir hatten tolle Konzepte entwickelt, hatten auch eine Internetseite gebastelt - und dann rief keiner an", beschreibt sie den Start. "Wie man Kunden findet, wussten wir nicht." Mit Glück und Hartnäckigkeit hätten die Gründer letztlich nach vielen Absagen ihre ersten Kunden akquirieren und sich etablieren können.Damit beschreibt Neiss ein Problem, das viele Uni-Ausgründungen haben. "Viele Unternehmen wissen anfangs gar nicht so genau, was ihr Markt ist", sagt Uta Merkle von der Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer an der Universität, die unter anderem die Jungunternehmen im Starterzentrum der Uni betreut. Es reiche für ein Unternehmen letztlich nicht aus, tiefgreifende Kenntnisse des eigenen Fachgebiets zu haben. Die Gründer müssten auch verstehen, wie ein Unternehmen funktioniert und wie man einen Vertrieb aufbaut. "Das ist ein echtes Problem", sagt auch Jochen Steigner von der Firma Semvox, die seit zwei Jahren im Starterzentrum sitzt. "Wenn man aus dem wissenschaftlichen Elfenbeinturm kommt, ist man eigentlich nicht darauf eingestellt, Klinken zu putzen." Semvox ist vor zwei Jahren als Ausgründung des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) an den Start gegangen. "Wir hatten den Vorteil, dass wir die Telekom bereits als Startkunden hatten", sagt Steigner. "Nach einem Jahr war aber auch klar, dass es auf Dauer nicht bei dem einen Kunden bleiben kann", sagt Mitgründer Norbert Pfleger. "Um weiter zu wachsen, war es nötig, Mitarbeiter einzustellen und neue Kunden zu finden." Semvox hatte das Problem, dass dafür die Kapitaldecke nicht ausreichte - nach dem ersten erfolgreichen Jahr war ein strategischer Schwenk nötig. An diesem Punkt scheitern viele Jung-Unternehmen, sagt Merkle. "Für viele kommt eine besonders kritische Phase, wenn der Produktzyklus des ersten Produktes abläuft. Wenn dieses in der Abschwungphase ist und sie dann neue Produkte aufbauen müssen, ist die Finanzierung eine Kernfrage." Semvox hat sich dafür mit dem Business-Angel-Netzwerk erfahrener Führungskräfte in Verbindung gesetzt. Mit dessen Hilfe haben die vier Gründer einen ausführlichen Business-Plan aufgestellt und sich so Risikokapital der Saarländischen Wagnisfinanzierungsgesellschaft (SWG) gesichert. Schon an der Grundfinanzierung hakt es bei der Gründung von Joachim Haubrich. Der Informatik-Ingenieur will sich als Internet- und Software-Entwickler selbstständig machen. Für die Firmengründung fehlen 10 000 Euro, die er trotz eines Startkunden von der Bank nicht bekommt. "Die Bank sagte mir, der Business-Plan sei nicht tragfähig", erzählt Haubrich, der diesen Plan im Rahmen eines Existenzgründerseminars erstellt hat. Die Alternative, sich ohne Kapital selbstständig zu machen, scheitert daran, dass Haubrich aktuell Hartz IV bezieht und Umsätze auf die Hartz-IV-Leistung angerechnet würden. "Nötige Investitionen sind damit unmöglich", sagt Haubrich, der das Thema Hartz IV möglichst schnell hinter sich lassen will. "In diesem Fall ist es schade, dass die Initiative an einem so geringen Kapitalbedarf scheitern kann", sagt Merkle.

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