Kindersicherer Haushalt Praktische Kindersicherungen fürs Haus

Bonn/Erfurt · Kinder stellen alles auf den Kopf. Und sie klettern auf alles, was ihre Beinchen erreichen. Manches sollten Eltern absichern, ohne dabei gleich ihre Wohnung oder ihr Haus in einen Hochsicherheitsbereich zu verwandeln.

 Wie kommt sie denn dort hinauf? Die Kletterkünste ihrer Kinder sollten Eltern nicht unterschätzen.

Wie kommt sie denn dort hinauf? Die Kletterkünste ihrer Kinder sollten Eltern nicht unterschätzen.

Foto: dpa-tmn/Mascha Brichta

() Die ganze Wohnung ist ein Spielplatz, für Kinder trifft das auf jeden Fall zu. Sie klettern auf Regale, rütteln an Schränken und pulen in den Löchern der Steckdosen. Wie sichert man sie und die Einrichtung vernünftig ab? Indem man mit den Augen und dem Aktionsradius eines Kindes durch die Zimmer geht und ausprobiert, was sich bewegt. „Wenn das Möbel durch ein leichtes Ruckeln bereits zu wackeln beginnt, sichert man es am besten an der Wand“, lautet der einfache Rat von Andreas Kalbitz von der Bundesarbeitsgemeinschaft „Mehr Sicherheit für Kinder“, wenn es ums Absichern von Regalen, Schränken und Kommoden geht. „Als Faustformel gilt: Je höher und schwerer ein Möbel ist, desto leichter kann es kippen“, ergänzt Mirko Mückenheim vom TÜV Thüringen.

Doch man darf sich nicht beirren lassen: Auch manch gar nicht so hohe Kommode kann kippen, denn ausgezogene Schubladen wirken wie ein Hebel. Mareike Hermann von der DIY Academy in Köln rät daher: „Alle Schubladen nach vorn ziehen und sich auf eine stützen.“

Vielen Möbeln, die man selbst aufbaut, liegt eine Wandbefestigung bei, meist ein kleiner Stahlwinkel mit Schrauben und Dübeln. Es kann aber sein, dass dieser nicht passt. Etwa, weil das Wandmaterial nicht stark genug ist. „Die Wandbefestigung selbst muss einer Kraft von 20 Kilogramm standhalten“, betont Mückenheim. „Das Möbelstück wird dann weit oben und an seinen Seitenwänden befestigt“, erklärt Hermann. Wichtig ist, dass die Verankerung im Möbel im robusten Holz erfolgt und nicht in der Pressplatte an der Rückseite des Schranks. Sie kann bei Zugkraft brechen.

Klar ist, dass auch manche Schubladen und Schranktüren gesichert werden müssen. Aber muss das immer hässlich aussehen? Gängige Kindersicherungen sind meist nur einfache Plastikriegel, die sichtbar auf die Tür oder Schublade geklebt oder geschraubt werden. „Schöner sind Mechanismen, die mit Magnet funktionieren“, hat Hermann einen Tipp. Der magnetische Riegel wird nahezu unsichtbar in den Schrankkorpus geklebt. Mit einem Gegenstück lässt sich dieser von außen wieder öffnen. Einziger Haken: Das Gegenstück sollte man nicht verlieren oder den Kindern zugänglich machen.

Kalbitz rät, sich über solche Produkte gut zu informieren, „da in Online-Shops vieles kursiert, was später gar nicht schützt“. So sollten Schranksicherungen nach der EU-Norm DIN EN 16948 gefertigt sein. Diese müssen mindestens 5000 Öffnungen und Schließungen aushalten und öffnen sich nur dann, wenn mehrere Handlungsschritte, eine Mindestkraft oder ein separates Werkzeug nötig sind.

Es gibt viele Sicherungen für Steckdosen, aber welche ist die praktischste? Für Mückenheim ist es „die Drehsicherung, bei der die Kindersicherung so konstruiert ist, dass die Steckdose hinter einer drehbaren Scheibe weiter nutzbar ist“. Sein Tipp sind auch Modelle zum Einschrauben, da sie sich im Gegensatz zu Produkten zum Einkleben nicht so schnell lösen, wenn man häufig den Stecker zieht.

Steckbare und verschließbare Sicherungen müssen hingegen vor und nach jeder Nutzung entfernt oder angebracht werden. „Bei diesen Modellen ist darauf zu achten, dass sie nicht achtlos liegen gelassen werden: Kinder können auch Teile in den Mund nehmen und verschlucken“, ergänzt Mückenheim. Keinen Schutz bieten Modelle mit Klappdeckel. Steckdosen mit vorinstallierter Kindersicherung lohnen sich nur im Neubau und Wohneigentum. „Der komplette Austausch ist aufwendig, und ein Nachrüsten muss durch einen Fachmann erfolgen“, erklärt Mückenheim. In einer Mietwohnung müsste später der Urzustand wieder hergestellt werden.

(dpa)
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