Praktische Boxen aus Bous

Bous · Im Saarland gibt es etliche Unternehmen, die wenig bekannt sind, aber zu den Marktführern in ihrer Branche zählen. Solche stillen Stars stellt die SZ in einer Serie vor. Heute: KTP Kunststoff Palettentechnik aus Bous.

 Im KTP-Werk in Bous werden vollautomatisch Kunststoffboxen für die Automobilindustrie gepresst. Foto: Rich Serra

Im KTP-Werk in Bous werden vollautomatisch Kunststoffboxen für die Automobilindustrie gepresst. Foto: Rich Serra

Foto: Rich Serra

Logistik ist seit Jahren ein Kernthema der Automobilindustrie. Die Teile, bei verschiedensten Zulieferbetrieben produziert, müssen zeitnah ans Band gebracht werden, um dann verbaut zu werden. "Transportverpackungen", sagt Andreas Wintrich , "spielen dabei eine entscheidende Rolle." Früher wurden die Teile auf Holzpaletten oder in Stahl-Gitterboxen geliefert. Doch diese sind in den Fabriken nicht mehr gerne gesehen. Holz breche und splittere leicht, sagt Wintrich . Stahl wiederum ist schwer und unflexibel.

Profiteur dieser Entwicklung ist Firma KTP Kunststoff Palettentechnik aus Bous . Das Unternehmen stellt Falt-Boxen aus Kunststoff her, die hohe Lasten aushalten, aber auch klein zusammenzufalten sind. "Eine Box lässt sich auf ein Fünftel ihrer Größe reduzieren", sagt der geschäftsführende Gesellschafter Wintrich . Dadurch sparen die Firmen beim Rücktransport in Lkws und Zügen Kapazität.

Die Ursprünge der Firma KTP reichen in die Mitte der 80er Jahre zurück. Damals hatte Horst Wintrich mit seinem Kompagnon Dieter Marquardt in Heusweiler eine Firma gegründet. "Die ersten Jahre waren vor allem der Entwicklung gewidmet", sagt Andreas Wintrich über das Unternehmen seines Vaters. Viele der Entwicklungen hat KTP patentieren lassen. Horst Wintrich hatte das Glück, dass er im Umfeld der Ford-Werke gearbeitet hatte und die Entwicklung der Autoindustrie kannte. Mit den von ihm entwickelten Leicht-Großladungsträgern, wie die Kunststoffboxen im Fachjargon heißen, hat er die Bedürfnisse genau getroffen. Das Prinzip der KTP-Boxen ist einfach. Auf einem starken Boden, der auch per Gabelstapler transportiert werden kann, stehen leichte, aber hochfeste Falt-Wände, die wiederum mit einem festen Kunststoff-Deckel verschlossen werden. Wie eine Gitterbox können mehrere dieser Boxen gestapelt werden. Sie halten Kälte und Hitze ebenso aus wie kräftige Stöße. Die idealen Behältnisse für Fahrzeugteile.

1993 zog das Unternehmen nach Bous um, wächst seitdem im Schatten der Stahlwerke Bous . "Wir hatten hier die Möglichkeiten, klein anzufangen, um dann immer mehr dazuzumieten", sagt Wintrich . Nicht immer war die Nähe zum Stahlwerk von Vorteil. Bei einer Schlacke-Verpuffung 2005 geriet auch ein Außenlager von KTP in Brand.

1999 musste das Unternehmen noch einmal neu durchstarten. Wegen unterschiedlicher Auffassungen der Gesellschafter ging KTP in die Insolvenz, wurde dann als KTP Kunststoff Palettentechnik neu aus der Taufe gehoben. Der Name KTP blieb wegen der hohen Bekanntheit in der Industrie erhalten.

Andreas Wintrich , seit 1987 im Unternehmen, hat die Entwicklungen seines Vaters konsequent optimiert. Den größten Schritt nach vorne habe KTP mit dem Gewinn des Großkunden VW Anfang des neuen Jahrtausends gemacht. Seitdem seien in Zusammenarbeit mit dem Autohersteller viele Innovationen entstanden. Besonders beim Innenleben der Boxen hat sich viel getan. Da gibt es Falttaschen, in denen Lenkräder schonend transportiert werden können, oder Schaumstoff-Einsätze die sensible Großteile aufnehmen. Längst stehen neben VW mit BMW , Ford und Daimler führende Autohersteller auf der Kundenliste.

Die Abhängigkeit von der Autoindustrie hat auch ihre Schattenseiten: 2009 - in der großen Auto-Krise - hatte auch KTP einen starken Einbruch. "Letztlich war dies aber eine sehr gute Zeit. Wir haben unsere ganze Energie auf neue Entwicklungen gerichtet." Damals ist beispielsweise eine einteilige faltbare Box entstanden, für die KTP mehrfach ausgezeichnet wurde. zwei Millionen Boxen braucht ein großer Autohersteller, um seinen Logistik-Bedarf abzudecken. Und muss pro Jahr zwei bis vier Prozent ersetzen. Sicherer Umsatz für die Bouser Firma: 33 Millionen Euro hat das Unternehmen 2013 erlöst, in diesem Jahr sollen es 36 Millionen werden.

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