Praktiker startet neues Konzept

Saarbrücken. Der Handelskonzern Praktiker will irgendwie weg vom Image des "billigen Baumarkt-Jakob". Vorstandschef Wolfgang Werner stimmte gestern die Aktionäre während der Hauptversammlung in Saarbrücken auf die neue Marktausrichtung ein

Saarbrücken. Der Handelskonzern Praktiker will irgendwie weg vom Image des "billigen Baumarkt-Jakob". Vorstandschef Wolfgang Werner stimmte gestern die Aktionäre während der Hauptversammlung in Saarbrücken auf die neue Marktausrichtung ein. "Praktiker 2013" heißt sein Konzept, das den Konzern nicht nur "revitalisieren, restrukturieren und runderneuern", sondern ihn auch vom "Preisführer zum Preis-Leistungs-Führer" umwandeln soll. Der Eigenmarken-Anteil am Umsatz soll mittelfristig von 27 auf 40 Prozent steigen. Denn Eigenmarken "sind ein wichtiger Schlüssel zur Margenverbesserung".Außerdem soll "dort, wo Praktiker drin ist, künftig auch Praktiker draufstehen", rief Werner den Aktionären zu. Lediglich die Preiseinstiegs-Marke "Budget" bleibe erhalten. Seit Jahresbeginn verfolgt das Unternehmen diese Strategie im Pflanzenbereich. Dünger, Pflanzenschutz-Mittel, Rasensamen sowie eine Kleinserie von Designer-Gartenmöbeln soll folgen. Danach rollt die Praktiker-Eigenmarke-Welle bei Farben, Laminat und Parkett. Bei der Tochter Max Bahr, die im höherwertigen Baumarkt-Bereich angesiedelt ist, will Praktiker nicht nur Ware verkaufen, sondern die Kunden auch beim Auf- und Einbau unterstützen. Beim Konzept "Traumbäder" will man anfangen. Das Internet als Vertriebskanal soll auch in Deutschland geöffnet werden. "In Ungarn verkaufen wir schon via Internet, die Türkei und Griechenland werden folgen", sagte Vorstandschef Werner. "Wir prüfen ein solches Konzept auch hierzulande.Das Krisenjahr 2009 konnte Werner nicht ausblenden. Der Umsatz sackte um 6,2 Prozent auf 3,66 Milliarden Euro, als Jahresfehlbetrag wurde ein Minus von 9,3 Millionen Euro verbucht. "Liquidität halten" sei die zentrale Strategie gewesen, um die Krise zu überstehen. Ende 2009 habe der Bestand an liquiden Mitteln bei 263 Millionen Euro gelegen, 30 Millionen Euro mehr als ein Jahr zuvor. Die Nettoverschuldung (196,7 Millionen Euro) sei fast konstant geblieben. "Die Eigenkapitalquote lag unverändert bei mehr als 40 Prozent", so Werner. Außerdem ist noch Geld für eine Dividende von zehn Cent pro Aktie übrig. Die Aktionärsvertreter - Gerhard Roh von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) und Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) - hatten gegen die neuen strategischen Akzente des Vorstandes wenig einzuwenden. Roh bezweifelte, dass die Rabattschlachten der vergangenen Jahre - "20 Prozent auf alles" - der richtige Weg waren. Für Tüngler ist der Kirkeler Baumarktkonzern "deutlich erwachsener geworden".

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