ANZEIGE VDA Verband der Automobilindustrie e.V. VDA-Präsidentin Müller: "Die Vorschläge der Automobilindustrie sehen sich den Klimazielen verpflichtet und stellen einen starken volkswirtschaftlichen Impuls dar"

Berlin (ots) · Politik und Automobilindustrie haben heute Morgen vereinbart, dass die noch offenen Punkte zeitnah behandelt werden

Anmoderation:

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat heute (Dienstag, 05.05.) in einer Telefonkonferenz mit Vertretern der deutschen Automobilindustrie über Wege aus der Corona-Krise gesprochen. Der coronabedingte Lockdown hat die Branche in Bedrängnis gebracht. Autohäuser waren wochenlang geschlossen und die Kunden zögern mit der Anschaffung von langlebigen Konsumgütern. Alle deutschen Hersteller mussten deshalb die Produktion herunterfahren, auch weil es Probleme mit den Lieferketten gab. Inzwischen ist die Produktion aber wieder langsam angelaufen. Mit 833.000 Beschäftigten gilt der Automobilsektor als Schlüsselindustrie in Deutschland. Kein Wunder, dass auch sechs Bundesminister an dem Gespräch heute teilgenommen haben. Über die Ergebnisse des Automobilgipfels haben wir mit VDA-Präsidentin Hildegard Müller gesprochen:

1. Frau Müller, was ist herausgekommen beim Autogipfel? Es war ein sehr konstruktives Gespräch. Wir haben anfangs natürlich erst einmal sehr ausführlich gemeinsam auf die aktuelle Lage in der Automobilindustrie geschaut. Wir sind in einer tiefen Rezession, der schwersten seit der Nachkriegsgeschichte. Im März hatten wir minus 38 Prozent Absatz in Deutschland, in Europa sah die Lage noch schwieriger aus. Und wir haben natürlich auch im April weiter schlechte Zahlen. Das führt zu dramatischen Konsequenzen in der Automobilindustrie, was nicht nur die Hersteller umfasst, sondern auch die Zulieferer, aber auch vor- und nachgelagerte Wertschöpfungsbereiche: Viele Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, und insofern ist das eine sehr schwierige Situation. (0:35)

2. Wie war die Atmosphäre im Kanzleramt? Eine sehr konstruktive. Ich möchte auch noch einmal ausdrücklich betonen, dass ich finde, dass die Politik in Deutschland bisher sehr angemessen regiert hat. Das bringt uns jetzt in eine Lage, in der wir wieder über Öffnungsschritte nachdenken können, dass auch wir sicher sein können, dass unsere Mitarbeiter, aber auch unsere Kunden sicher und umfassend auch an den Arbeitsplatz oder in die Händlerbetriebe zurückkehren können, das Primat gilt dort ausdrücklich. Und es ist jetzt aber natürlich genauso entscheidend, dass wir jetzt Mut finden, wieder Arbeit aufzunehmen, die Menschen auch aus Kurzarbeitergeld und anderen Bereichen wieder herauszuholen. Deshalb ist es jetzt sehr wichtig, dass die Volkswirtschaft sich auch erholt, dass wir nicht in einer tiefen Rezession verharren. (0:35)

3. Was muss aus Ihrer Sicht jetzt geschehen? Wir haben verschiedene Betroffenheiten in Deutschland, ganz dramatische auch mit persönlichen Konsequenzen für die Menschen, die Branchen sind unterschiedlich betroffen. Und ich glaube, die Branchen brauchen jetzt unterschiedliche Stimulierung, um ihre volkswirtschaftliche Aufgabe auch wieder aufnehmen zu können und deshalb ist es aus unserer Sicht heraus ganz wichtig, dass auch die Automobilindustrie in Deutschland zurück kommt in die Produktion, dass die Kette wieder in Gang kommt. Wir haben im letzten Jahr 58 Milliarden Euro an Gehältern und Lohnkosten gezahlt, wir haben über 90 Milliarden Euro an Steuern gezahlt. Eine enorme Wertschöpfung, die hier ist, die darf in den Sozialkassen nicht dauerhaft fehlen, deshalb ist es wichtig, dass die Arbeit wieder aufgenommen wird, dass wir nicht in Kurzarbeitergeld und anderen Punkten verharren. Unsere Vorschläge sollten sich danach ausrichten, wie wir das wieder stimulieren können, dass die Menschen wieder Mut fassen, Pkws oder Nutzfahrzeuge zu kaufen, ein ganz entscheidender Punkt. (0:51)

4. Wie sollen die verkaufsfördernden Maßnahmen konkret aussehen? Ich glaube, wir haben, wie die Wirtschaft insgesamt, natürlich die Frage von Belastungen. Die sind über Steuern und Abgaben, über Abschreibungsmöglichkeiten und Verlustverrechnungen, das ist ein Thema. Und natürlich ist auch die Frage zu stellen, ob wir und wie wir stimulierend über Neustartprämien zum Kauf von Pkw und Nutzfahrzeugen motivieren können. Für uns ist es selbstverständlich, dass es sich auch hierbei um Fahrzeuge handelt, die natürlich mit wesentlich besseren CO2-Werten und Schadstoffbelastungen in den Markt kommen, als bisherige. Deshalb glauben wir, dass die Vorschläge, die wir aus der Automobilindustrie haben, sich natürlich genauso den Klimazielen verpflichten, wie auch gleichzeitig einem volkswirtschaftlichen Impuls. (0:39)

5. Die Verbraucher sind verunsichert, wie schnell brauchen Sie und Ihre Industrie jetzt Klarheit? Wir haben vereinbart, dass wir die offenen Fragen und Punkte jetzt sehr zeitnah miteinander besprechen wollen. Wichtig ist auch sicherlich, Bund, Gewerkschaften, Länder, aber natürlich auch die betroffenen Industrien einzubeziehen. Uns ist, glaube ich, allen klar, dass wir keine monatelangen Diskussionen über solche Instrumente brauchen können, sondern dass wir idealerweise spätestens Ende Mai, Anfang Juni auch über entsprechende Maßnahmen beschließen. Deshalb werden wir die Fragen, die kommen, beantworten und - hoffe ich - bis dahin auch einen sehr vernünftigen Vorschlag vorlegen können, der gut erklärbar ist und zu den entsprechenden Effekten führen kann. Wir glauben, dass wir die Fragen der Politik alle gut beantworten können und freuen uns deshalb auf diese Diskussion. (0:39)

6. Geht es eigentlich nur um die Autoindustrie oder auch um die gesamte Wertschöpfungskette? Deshalb sind solche Maßnahmen, wie wir sie überlegen, glaube ich, auch sehr effektiv, weil sie natürlich auch in vor- und nachgelagerten Bereichen Impulse auslösen. Wenn die Werke wieder aufmachen, wenn die Händler wieder absetzen können, dann kommt natürlich eine ganze Wertschöpfungskette in Gang. Es wird dann zu Neubestellungen im Maschinenbau kommen, Chemie- und Kunststoffindustrie werden auch wieder hochfahren können. Aber auch, der Bäcker um die Ecke, Handel, Handwerk und Gewerbe werden wieder mit anspringen können, wenn dieser wichtige Wirtschaftsmotor in Deutschland anspringen kann. Deshalb geht es hier nicht um irgendeine Sonderbehandlung von Automobilherstellern, sondern wirklich um eine Kernindustrie Deutschlands, die weite und umfassende Impulse nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa auslösen kann. Wir müssen jetzt in dieser neuen Normalität, wie viele auch sagen, in der Zeit, in der wir mit dem Coronavirus sehr wahrscheinlich noch lange leben müssen, trotzdem auch schauen, dass die wirtschaftliche Kraft des Landes erhalten bleibt und dort, wo es ganz schwierig aussieht, auch weiter die sozialen Unterstützungsmaßnahmen gezahlt werden können - Kurzarbeitergeld und andere Punkte. Aber alle, die können, müssen jetzt schrittweise vernünftig zurück in Arbeit kommen. (1:00)

7. Die deutsche Autoindustrie verkauft nur einen Teil ihrer Produktion in Deutschland. Braucht es da nicht eigentlich eine europäische Lösung? Wichtig ist erst einmal, dass die Lieferketten und die Wertschöpfungsstufen europaweit und auch international wieder ineinandergreifen. Offene Grenzen sind wichtige Punkte dafür. Deshalb ist auch wichtig, dass die Europäische Union sich dieses Thema jetzt auch vorgenommen hat. Und wenn ich das richtig verstehe -und wir unterstützen das ausdrücklich - gibt es ja auch über die EU einen so genannten Recovery Plan, der unterstützen soll, dass die Volkswirtschaften in Europa wieder in Gang kommen. Deutschland steht vor großen Herausforderungen, aber oftmals noch stabiler da als andere Länder. Und es ist in unserem deutschen Interesse, glaube ich auch, dass Europa insgesamt zur Wertschöpfung zurückfindet. Dass nicht nur die dramatischen Situationen in den Gesundheitssystemen sich verbessern, sondern dass insbesondere jetzt auch wieder Perspektiven für Menschen und Arbeitsplätze geschaffen werden. (0:42)

Abmoderation:

Hildegard Müller, die Präsidentin des VDA im Interview zu den Ergebnissen des Autogipfels heute im Kanzleramt.

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