Weise fordert eine Million Asylentscheide

Nürnberg · Mittlerweile kommen deutlich weniger Flüchtlinge in Deutschland an. Die Probleme beim Bundesamt für Migration sind damit aber noch keineswegs gelöst. Die Zahl der Altfälle steigt weiter.

Die Zahl der neu ankommenden Flüchtlinge in Deutschland ist weiter gesunken. Im April wurden nur noch knapp 16 000 Asylsuchende registriert, wie das Bundesinnenministerium gestern mitteilte. Im März waren es gut 20 000 gewesen - nach 60 000 im Februar und etwa 90 000 im Januar. Hauptgrund für den Rückgang ist die Schließung der Balkanroute Anfang März. Im November hatte die Zahl der Neuankömmlinge noch bei mehr als 200 000 gelegen. Trotz des Rückgangs kommt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) nicht hinterher, den riesigen Berg alter Asylanträge abzuarbeiten.

Die Zahl der noch nicht entschiedenen Anträge stieg auf mehr als 430 000 - das waren rund 20 000 Altfälle mehr als im März und mehr als doppelt so viele wie vor einem Jahr. BAMF-Chef Frank-Jürgen Weise zeigte sich dennoch entschlossen, die Altfälle in diesem Jahr abzuarbeiten. "Ich habe wirklich Sorge, dass wenn wir das in das nächste Jahr reinschleppen, dass dann die Kritik am Thema Flüchtlinge insgesamt und der Arbeit der Behörde größer wird", sagte Weise in Nürnberg . Das BAMF könne in diesem Jahr insgesamt etwa eine Million Asyl-Entscheidungen treffen - in alten und neuen Fällen.

Die Zahl der Mitarbeiter sei deutlich aufgestockt worden und liege nun bei 6700. Am Ende will die Behörde 7300 Beschäftigte haben. Anfang 2015 zählte das Amt 2300 Mitarbeiter. Weise räumte jedoch ein, dass man bei der Zahl der Festangestellten nicht wie geplant vorangekommen sei: "Hier liegen wir hinter dem Plan." Derzeit helfen noch etwa 1700 abgeordnete Mitarbeiter von anderen Behörden und Unternehmen aus. Mittlerweile können die Menschen auch schneller überhaupt einen Asylantrag stellen. Bisher kam das BAMF bei der Annahme und Bearbeitung der Anträge nicht hinterher - wie lange, Flüchtlinge warten müssen, weiß das BAMF nicht. Mit Hilfe der neuen Mitarbeiter konnte im April die Zahl der neuen Asylanträge deutlich gesteigert werden.

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Hintergrund In deutschen Flüchtlingsunterkünften wird nach Ansicht christlicher Helfer nicht genug auf den Schutz von Angehörigen religiöser Minderheiten geachtet. In einer Studie zur "Christenverfolgung in Deutschland", die das Hilfswerk Open Doors Deutschland gestern vorgelegt hat, heißt es, mehr als 80 Prozent der christlichen Flüchtlinge seien in den Erstaufnahmeeinrichtungen Schikanen durch muslimische Flüchtlinge ausgesetzt. Etwa die Hälfte der 231 christlichen Flüchtlinge , die zwischen Februar und April dieses Jahres an einer Befragung durch Open Doors teilnahmen, fühlten sich von muslimischen Wachleuten benachteiligt. Open Doors schlug vor, Christen, Jesiden und andere Nicht-Muslime künftig nur noch auf bestimmte Unterkünfte zu verteilen. dpa

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