Versöhnliche Töne aus Nordkorea

Seoul. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un stimmt überraschend versöhnliche Töne gegenüber Südkorea an. Beide Seiten müssten sich für die Überwindung der Landesteilung stark machen, sagte Kim in seiner ersten Neujahrsansprache

Seoul. Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un stimmt überraschend versöhnliche Töne gegenüber Südkorea an. Beide Seiten müssten sich für die Überwindung der Landesteilung stark machen, sagte Kim in seiner ersten Neujahrsansprache. In Südkorea wurden sie als Geste gegenüber Südkoreas künftiger Präsidentin Park Geun Hye verstanden, die ihrerseits stärker auf das isolierte Nachbarland zugehen will. Dennoch warnen Beobachter vor allzu großen Erwartungen. Wichtig wäre eine wesentliche Kurskorrektur des stalinistischen Regimes in Pjöngjang, vor allem im Hinblick auf das umstrittene Atomprogramm des Landes. Kims Sprache sei aber schon eine bedeutende Wende von der Rhetorik der Drohungen, wie sie bisher gegen die scheidende Regierung von Präsident Lee Myung Bak geäußert wurden, kommentierte die Zeitung "The Korea Times". Das signalisiere, "dass das Regime Parks Angebot für einen Dialog testen könnte".

Kims Politik zeugte bislang eher von Kontinuität. Ein neuer Beweis dafür war aus der Sicht Südkoreas und der USA der Start einer Weltraumrakete in Nordkorea im Dezember. Der Start sei noch auf den Wunsch seines Vaters Kim Jong Il erfolgt, aus dem Land eine Weltraummacht zu machen, bekräftigte Kim Jong Un jetzt. Im Ausland freilich werden solche Starts als verdeckte Waffentests gesehen.

Eine Änderung der Doktrin militärischer Stärke von Kim Jong Il hatte das Regime schon kurz nach dessen Tod vor einem Jahr ausgeschlossen. Seitdem ist sein Sohn quasi im Schnelldurchgang auf die wichtigsten Posten berufen worden. Das erste Jahr seiner Herrschaft habe vor allem der Konsolidierung seiner Macht gedient, glauben Beobachter. Jetzt könnte der junge Kim theoretisch einen Neuanfang in den Beziehungen mit Südkorea und die Umsetzung verschobener wirtschaftlicher Reformen wagen. Kim soll bereits ein Programm unter der Bezeichnung Reformen vom 28. Juni vorangebracht haben. So sollte dem Management von Unternehmen größere Selbstständigkeit eingeräumt werden. Es wird angenommen, dass die Reformen in einigen Regionen auf Versuchsbasis durchgeführt wurden - mehr aber auch nicht.

Über die politischen Vorstellungen des Regimes tappt die eigene Bevölkerung wie der Rest der Welt allerdings weitgehend noch im Dunkeln. Ob Kim überhaupt die volle Kontrolle in dem Machtgefüge von Staat, Partei und Militär ausübt, bleibt ungewiss. Foto: dpa

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