US-Waffenlobby feiert sich als „Armee der Freiheit“

Houston · Immer neuen Amokläufen zum Trotz hat sich die mächtige US-Waffenlobby auf ihrer Jahrestagung gegen schärfere Waffengesetze gestemmt und sich als „Armee der Freiheit“ gefeiert. Der Cheflobbyist der National Rifle Association (NRA), Chris Cox, warf US-Präsident Barack Obama am Wochenende vor, „Tragödien für eine Einschränkung der Freiheit auszunutzen“.

Er nahm damit Bezug auf den Amoklauf von Newtown, bei dem 20 Kinder und sechs Erwachsene erschossen worden waren.

Als Reaktion auf die Tat wollte Obama allgemeine Kontrollen für Waffenkäufe einführen und auch an anderer Stelle die Gesetze verschärfen, war damit aber im Senat gescheitert. Allerdings kündigten die Befürworter schärferer Gesetze im Kongress bereits an, einen neuen Anlauf zu unternehmen. "Wir müssen sie stoppen", sagte Cox dazu. "Wir sind die größte Hoffnung der Freiheit, ihre größte Armee und ihre strahlendste Zukunft."

Auch die frühere republikanische Vize-Präsidentschaftskandidatin Sarah Palin rief bei der NRA-Tagung zum "Kampf" gegen eine Reform auf. "In diesem Kampf geht es darum, was für eine Art von Volk wir sind. Doch weswegen ich optimistisch bleibe und weswegen wir in diesem Kampf weiter nachladen, sind die Gesichter, die ich heute hier sehe", rief sie den NRA-Mitgliedern zu, die zu Zehntausenden nach Houston geströmt waren.

Nach Newtown hatte Obama zunächst ein umfassendes Reformpaket angekündigt, das sowohl ein Verbot von Sturmgewehren als auch eine Begrenzung großer Munitionsmagazine umfasste. Angesichts des Widerstands der NRA wurde dem Kongress letztlich aber nur ein Gesetz vorgelegt, das die schärfere Überprüfung von Waffenkäufern vorsah, um zu verhindern, dass psychisch Kranke und Kriminelle an Waffen gelangen. Es ist eine beeindruckende Zahl: Fast 90 Prozent der US-Bürger befürworten schärfere Bestimmungen beim Kauf einer Schusswaffe. Doch für Umfragen hat sich die Waffenlobby-Organisation NRA noch nie interessiert. Die Jahresversammlung der Waffennarren zeigte einmal mehr, wie grenzenloser Fanatismus gesunden Menschenverstand überlagern kann. Selbst bei kleinsten Änderungen in der Gesetzgebung wollen die NRA und ihre Mitglieder nicht mitspielen. Die vielen markigen Worte zeigen, wie wenig man aus den jüngsten Massakern gelernt hat. Waffen stellen für die NRA die Lösung für Konflikte jedweder Art dar. Das ist eine ewiggestrige Wildwest-Mentalität, die aufgrund der finanziellen und politischen Macht der NRA auch die politische Elite in Washington erreicht.

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