Wird das Urteil gegen Manning zum Präzedenzfall für Snowden?

Washington · Nun wird es ernst für Bradley Manning. Das Urteil gegen den Mann, der geheime Daten an die Enthüllungsplattform Wikileaks weitergab, steht bevor. Es könnte zum Präzedenzfall für weitere Whistleblower werden.

Diesen Richterspruch dürften der US-Informant Edward Snowden und Julian Assange, Gründer der Enthüllungsplattform Wikileaks, gleichermaßen mit Spannung erwarten. Im ersten großen Whistleblower-Prozess in den USA steht ein Urteil kurz bevor. Auf der Militärbasis Fort Meade im Ostküstenstaat Maryland wurden gestern die Schlussplädoyers im Strafverfahren gegen den mutmaßlichen Geheimnisverräter Bradley Manning (25) gehalten.

Für die US-Regierung wurden die Enthüllungen Mannings zum Informations-GAU: Aufnahmen von Luftangriffen im Irak und in Afghanistan, auf denen das Militär Zivilisten tötet sowie Berichte über Guantámao-Häftlinge und eine Viertelmillion Depeschen von amerikanischen Diplomaten. Wusste der Obergefreite, dass diese geheimen Informationen, die er der Wikileaks zuspielte, in die Hände der Terrororganisation Al Qaida gelangen würden? Eine US-Spezialeinheit fand die Dokumente auf dem Computer von Al-Qaida-Chef Osama bin Laden.

Ganz genau beobachten werden den Prozess wohl der Enthüller des NSA-Spähprogramms, Edward Snowden, und Wikileaks-Gründer, Julian Assange. Beide müssen ebenfalls befürchten, in den USA wegen Geheimnisverrats angeklagt zu werden.

Manning hat bereits gestanden, hunderttausende Unterlagen aus geheimen Militärdatenbanken entwendet und an Wikileaks weitergegeben zu haben. Die Anklage erhebt jedoch noch schwerere Vorwürfe, darunter "Unterstützung des Feindes", worauf die Todesstrafe droht. Die Staatsanwaltschaft verzichtete auf die Maximalstrafe und fordert lebenslang plus 154 Jahre Haft.

Bei einer Verurteilung könnte das Manning-Verfahren Beobachtern zufolge zum Präzedenzfall für weitere Whistleblower werden. Jeder Geheimnisverräter, der Informationen im Internet öffentlich macht, könnte dann wegen "Unterstützung des Feindes" angeklagt werden.

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