Uno-Rede „Wir lassen uns nicht länger ausnutzen!“

New York · In seiner ersten Rede vor den Vereinten Nationen verteilt der US-Präsident jede Menge Ohrfeigen. Gibt sich aber auch gesprächsbereit.

 US-Präsident Donald Trump bereitet sich am 19.09.2017 in New York (USA) für seine Rede bei der UN-Generaldebatte der Vereinten Nationen vor.

US-Präsident Donald Trump bereitet sich am 19.09.2017 in New York (USA) für seine Rede bei der UN-Generaldebatte der Vereinten Nationen vor.

Foto: dpa/Seth Wenig

In seiner Premierenrede vor der Vollversammlung der Uno hat Donald Trump Nordkorea mit der totalen Zerstörung gedroht, während er durchblicken ließ, dass er das maßgeblich von seinem Vorgänger Barack Obama ausgehandelte Atomabkommen mit dem Iran wohl aufkündigen wird. Der Rest war eine rigorose Untermauerung seiner nationalistischen Agenda.

Misst man es an Äußerlichkeiten, steht der disziplinierte Donald Trump am Rednerpult der Vereinten Nationen, nicht der spontan vom Leder ziehende Rabauke. Der Subs­tanz nach aber ist der Hardliner zu erleben, der Verfechter des „America First“, der seinen ersten Auftritt vor dem Forum kollektiver Diplomatie nutzt, um den Grundsatz nationaler Souveränität zu betonen. Weder erwarte Amerika, dass verschiedene Länder dieselbe Kultur und dieselben Traditionen teilten, noch gelte dies in Bezug auf das Regierungssystem, sagt Trump. Allerdings erwarte er, dass sich alle Staaten an zwei Kernprinzipien halten, nämlich die Belange ihrer eigenen Völker zu vertreten und die Rechte souveräner Nationen zu respektieren. „Wir lassen uns nicht länger ausnutzen, wir werden uns auf keinen einseitigen Deal mehr einlassen“, bei dem man nichts als Gegenleistung bekomme. Andere manipulierten das System, fügt er später hinzu, andere hätten die Spielregeln verletzt.

Der Präsident, hatte dessen UN-Botschafterin Nikki Haley das Publikum eingestimmt, werde die richtigen Leute ohrfeigen und die richtigen Leute umarmen. Von Umarmungen ist dann so gut wie nichts zu spüren. Lediglich China und Russland werden am Rande lobend erwähnt, weil sie für Sanktionen gegen Nordkorea stimmten, ebenso die Türkei, Jordanien und der Libanon für die Aufnahme syrischer Bürgerkriegsflüchtlinge.

Beim Dauerbrenner UN-Budget lässt Trump trotz allem eine gewisse Flexibilität erkennen. Die USA seien nur eines von 193 Mitgliedern der Uno, zahlten aber 22 Prozent ihres Etats „und noch mehr“, wiederholt er seine Klage über ungerechte Lastenverteilung, um im nächsten Satz den Reformer zu geben, der mit sich reden lässt. Sollte die Staatenorganisation ihre Ziele tatsächlich erreichen, allem voran das Ziel, den Frieden zu wahren, könnte sich die amerikanische Investition vielleicht lohnen. Zum Klimawandel verliert er indes kein Wort. An Ohrfeigen dagegen mangelt es nicht: Statt verbal abzurüsten, treibt er die rhetorische Eskalation im Atomstreit mit Nordkorea auf die Spitze. Keine Nation habe ein Interesse daran, einfach zuzuschauen, wie sich eine „Bande von Kriminellen“ mit Kernwaffen und Raketen aufrüste, sagt Trump über das Regime in Pjöngjang. Falls die USA sich und ihre Alliierten verteidigen müssten, „werden wir keine andere Wahl haben, als Nordkorea vollständig zu zerstören“. Der Raketenmann, wie er Kim Jong Un nennt, befinde sich auf einer Selbstmordmission. Amerika sei bereit, willens und fähig, doch hoffentlich werde sich eine Militäraktion erübrigen. Darauf hinzuarbeiten, sei Sache der Uno. „Mal sehen, wie sie sich dabei anstellt“, schiebt er fast spöttisch hinterher.

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