"Wir brauchen mehr Arbeitgeber, die Alleinerziehende bevorzugen"
Frau Nikaes, mehr als jedes dritte Kind eines Alleinerzieher-Haushalts ist armutsgefährdet. Überrascht Sie diese neue Zahl des Statistischen Bundesamtes?Nikaes: Nein. Für Alleinerziehende ist es oft schwer, Beruf und die Betreuung ihrer Kinder unter einen Hut zu bekommen. Wobei man aber auch sagen muss: Es gibt viele Alleinerziehende, die nicht am Existenzminimum leben
Frau Nikaes, mehr als jedes dritte Kind eines Alleinerzieher-Haushalts ist armutsgefährdet. Überrascht Sie diese neue Zahl des Statistischen Bundesamtes?Nikaes: Nein. Für Alleinerziehende ist es oft schwer, Beruf und die Betreuung ihrer Kinder unter einen Hut zu bekommen. Wobei man aber auch sagen muss: Es gibt viele Alleinerziehende, die nicht am Existenzminimum leben. Das wird oft miteinander verknüpft.
Die Armutsgefährdung speziell bei Alleinerziehenden ist ja seit Jahren bekannt. Was hat sich seitdem zum Positiven verändert?
Nikaes: Die Betreuung wird immer stärker ausgebaut. Vor zehn oder 15 Jahren gab es noch nicht so viele Ganztagsplätze, Kindergärten gingen nur bis zur Mittagszeit. Auch im Schulbereich gibt es immer mehr Ganztagsschulen.
Was müsste getan werden, um Armut bei Kindern von Alleinerziehenden stärker zu bekämpfen?
Nikaes: Wir brauchen noch mehr Betreuung in Randzeiten. Die meisten Kinder von Alleinerziehenden leben bei der Mutter. Dort gibt es oft Berufe wie Verkäuferin oder Krankenschwester, die sich von den Arbeitszeiten nicht mit der Kinderbetreuung vereinbaren lassen. Wir brauchen deshalb mehr Arbeitgeber, die darauf eingehen und Alleinerziehende bei den Arbeitsschichten bevorzugen.
War das Bildungspaket, das bedürftigen Kindern etwa Musikunterricht oder die Mitgliedschaft in Vereinen ermöglichen soll, für Alleinerziehende eine gute Sache?
Nikaes: Jein. Es ist zumindest verbesserungswürdig. Für den Sportverein reichen die vorgesehenen zehn Euro, aber beim Musikunterricht oder der Nachhilfe funktioniert das nicht mehr. Diese Angebote müsste man stärker in Ganztagsschulen integrieren.
