Interview „Wir bevormunden niemanden“

Berlin · Christian Schmidt will weniger Fett und Zucker in Fertiggerichten.

 Mehr frisches Gemüse, weniger Zucker: Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU) will, dass die Deutschen sich gesünder ernähren.

Mehr frisches Gemüse, weniger Zucker: Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU) will, dass die Deutschen sich gesünder ernähren.

Foto: dpa/Rainer Jensen

Die Deutschen sollen sich gesünder ernähren. Fertigprodukte wie Pizzen enthielten zu viel Zucker, Salz und Fett, so Bundesernährungsminister Christan Schmidt (CSU). Das will er ändern.

Herr Minister, wollen Sie den Deutschen das Essen vermiesen?

Schmidt Natürlich nicht! Essen ist Genuss und Lebensfreude. Aber ich muss als Bundesernährungsminister die Gesundheit der Verbraucher im Blick haben. Jeder soll essen, was er will und viele Menschen mögen Fertigprodukte. Diese enthalten aber viel Zucker, Salz und Fett. Das wollen wir ändern – ohne den Geschmack zu beeinflussen. Deshalb habe ich eine Reduktionsstrategie für Fertigprodukte vorgelegt.

Aber ist Aufklärung nicht besser?

Schmidt Wir bevormunden niemanden. Eine gesunde Ernährung ist nur durch umfangreiche Informationen, Transparenz bei der Zusammensetzung der Lebensmittel und Ernährungsbildung, möglichst als Schulfach, möglich. Ich verfolge einen ganzheitlichen Ansatz. Wir wollen keine Kühlschrank-Polizei einführen. Die Nationale Strategie für die Reduzierung von Zucker, Fett und Salz in Fertigprodukten ist ein Baustein in unserer ernährungspolitischen Gesamtstrategie.

Was planen Sie konkret?

Schmidt Unser Ziel ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Dabei setzen wir vielfältig an. Ernährungsbildung ist ein Baustein. Die Reformulierung, also die Änderung von Rezepturen, ist ein anderer. Übrigens hat auch der Deutsche Bundestag die Bundesregierung im Juni 2015 aufgefordert, eine nationale Strategie zur Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten vorzulegen. Zudem wurden die EU-Mitgliedstaaten im vergangenen Jahr aufgefordert, bis Ende 2017 einen entsprechenden nationalen Plan zu erarbeiten. Übrigens sagen auch viele Wissenschaftler, dass die Reduzierung des Zucker-, Salz- und Fettgehalts in Fertigprodukten dazu beiträgt, das Risiko für ernährungsmitbedingte Krankheiten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes Typ 2, zu senken.

Welche Produkte sind betroffen?

Schmidt Mit unserer Reduktionsstrategie konzentrieren wir uns zunächst auf zuckergesüßte Erfrischungsgetränke, Brot und Brötchen, Frühstückscerealien, Joghurt- und Quarkzubereitungen sowie Tiefkühl-Pizzen. Mit Blick auf diese Produktgruppen werden wir jetzt den Dialog mit den Herstellern intensivieren.

Wie sind in der Lebensmittelwirtschaft die Reaktionen?

Schmidt Wir setzen darauf, dass die Hersteller freiwillig Zielvereinbarungen für die genannten Produktgruppen abschließen, um den Gehalt an Zucker, Fett und Salz zu reduzieren. Übrigens: Nestlé hat gerade angekündigt, Salz im Maggi zu reduzieren. Und auch Coca Cola bastelt regelmäßig an Rezepten, um ohne Geschmackseinbußen möglichst viel Zucker weglassen zu können. Ich denke, die ersten Unternehmen erkennen gesündere Lebensmittel als Wettbewerbsvorteil.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort