Islamist tötet drei Menschen Wieder Terroralarm in Frankreich

Trèbes · Ein 26-Jähriger, der sich auf den IS beruft, nimmt in Trèbes Geiseln und tötet drei Menschen. Später wird er erschossen.

In diesem Supermarkt der Kette „Super U“ im südfranzösischen Trèbes nahm ein 26-jähriger Marokkaner Geiseln. Insgesamt starben bei dem mutmaßlichen Terrorakt vier Menschen – darunter der Täter selbst.

In diesem Supermarkt der Kette „Super U“ im südfranzösischen Trèbes nahm ein 26-jähriger Marokkaner Geiseln. Insgesamt starben bei dem mutmaßlichen Terrorakt vier Menschen – darunter der Täter selbst.

Foto: dpa/Uncredited

Ein bekennender Islamist hat in Südfrankreich mindestens drei Menschen getötet und 16 weitere verletzt. Eine Spezialeinheit der Gendarmerie erschoss den Täter am Freitag in einem Supermarkt in der Kleinstadt Trèbes, wie Innenminister Gérard Collomb am Tatort mitteilte. Der 26-jährige Marokkaner hatte sich dort zuletzt mit einer Geisel verschanzt. Die französische Regierung geht von einem Terroranschlag aus.

Nach Angaben der französischen Staatsanwaltschaft bekannte sich der Täter zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Auch die IS-Miliz selbst erklärte später, einer ihrer „Soldaten“ sei für den Angriff verantwortlich. Der französische Innenminister Collomb sprach von einem Einzeltäter, der den Sicherheitskräften bekannt gewesen sei. Sie hätten ihn zwar observiert, hätten aber keine Radikalisierung feststellen können. Collomb sagte, der junge Mann sei „unerwartet zur Tat geschritten“. Er sei als Dealer und Kleinkrimineller aktenkundig gewesen.

Der Täter stammte er aus der rund zehn Kilometer von Trèbes entfernten Stadt Carcassonne. Dort stahl der Marokkaner nach Erkenntnissen der Ermittler am Freitagvormittag zunächst ein Auto. Er tötete einen der Insassen und verletzte den Fahrer. Kurze Zeit später habe er einen Polizisten mit Schüssen verletzt, der mit Kollegen vom Joggen zurückkam.

Er fuhr daraufhin nach Trèbes und überfiel den Supermarkt, wo er zwei weitere Menschen tötete. Ein Augenzeuge sagte aus, der Täter habe „Allahu Akbar“ (Gott ist groß) gerufen, als er den Laden der Kette „Super U“ gegen 11.15 Uhr überfiel. Er sei mit Messern, einer Schusswaffe und Handgranaten bewaffnet gewesen. Aus Ermittlerkreisen hieß es, den meisten Kunden und Angestellten sei die Flucht gelungen.

Ein Großaufgebot von Polizisten riegelte den 5000-Einwohner-Ort daraufhin ab, Hubschrauber überflogen den Tatort. Ein Gendarm ließ sich nach Angaben des Innenministers gegen eine noch verbliebene Geisel austauschen. Danach gaben die Spezialkräfte den Supermarkt zum Sturm frei: Dabei wurde der Gendarm schwer verletzt. Innenminister Collomb lobte den „Heldenmut“ des Beamten.

Am Abend nahm die Anti-Terroreinheit zudem eine enge Bekannte des getöteten Angreifers fest. Die Frau – sie lebte mit dem Islamisten zusammen – werde der Mitgliedschaft in einer kriminellen terroristischen Vereinigung verdächtigt, sagte Staatsanwalt François Molins.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärte bereits nach dem EU-Gipfel in Brüssel am Mittag: „Alles weist auf einen Terroranschlag hin.“ Er werde deshalb nach Paris zurückreisen und von dort aus alle notwendigen Maßnahmen treffen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte ihm die Unterstützung Deutschlands zu. „Wo immer wir helfen und unterstützen können, werden wir das tun.“

Frankreich war in den vergangenen Jahren immer wieder Ziel islamistischer Anschläge, dabei kamen insgesamt 241 Menschen ums Leben. Bei der letzten Attacke in Marseille waren am 1. Oktober zwei Menschen getötet worden. Die meisten Todesopfer gab es im November 2015 in Paris, als Islamisten bei einer Anschlagsserie 130 Menschen töteten.

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