US-Politik Wie ist es um Trumps Gesundheit bestellt?

Washington · Immer wieder wird über die Amtstauglichkeit des US-Präsidenten spekuliert. Heute unterzieht er sich einer ärztlichen Untersuchung. Um seinen Geisteszustand geht es dabei aber nicht.

 Sein Arzt hatte den Immobilienmogul 2015 als „das gesündeste Individuum“ bezeichnet, das jemals das Präsidentenamt übernehmen würde. Heute hat Trump den ersten Check seit seinem Amtsantritt.

Sein Arzt hatte den Immobilienmogul 2015 als „das gesündeste Individuum“ bezeichnet, das jemals das Präsidentenamt übernehmen würde. Heute hat Trump den ersten Check seit seinem Amtsantritt.

Foto: dpa/Evan Vucci

Donald Trump beschreibt sich selbst als „sehr stabiles Genie“. Doch die durch das Enthüllungsbuch von Michael Wolff angeheizte Debatte um seine mentale Tauglichkeit für das mächtigste Amt der Welt hat er damit nicht abwürgen können. Große öffentliche Aufmerksamkeit richtet sich deshalb auch auf die ärztliche Routineuntersuchung, der sich der US-Präsident heute unterziehen wird. Von Beginn seiner Präsidentschaft an schießen Spekulationen über Trumps mentale Amtstauglichkeit ins Kraut: Es sind seine Impulsivität, die häufigen Wutanfälle, der oft wirre Redestil und gelegentliche Artikulationsschwierigkeiten, die einen Großteil der US-Öffentlichkeit irritieren. Dazu gehört nicht zuletzt auch sein Unwille oder die Unfähigkeit, sich über längere Zeit auf ein Thema zu konzentrieren. Autor Wolff schildert einen Präsidenten, dessen Zustand von seinem gesamten Umfeld mit Sorge verfolgt wird. Demnach arbeiten Trumps Mitarbeiter geradezu verzweifelt daran, ihren Chef unter Kontrolle zu bringen.

Zudem haben zahlreiche Psychologen öffentlich Trumps Psyche seziert – mit oft alarmierender Diagnose. „The Dangerous Case of Donald Trump“ („Der gefährliche Fall von Donald Trump“) heißt etwa ein Buch, in dem 27 Spezialisten Trumps geistige Verfassung analysieren. Fragwürdig mögen diese Diagnosen allerdings deshalb erscheinen, weil sie durchweg aus der Ferne erstellt wurden. Keiner der Psychologen, die sich über Trump auslassen, hat den 71-Jährigen persönlich untersucht.

Von dem heutigen Check sind allerdings keine Sensationen zu erwarten. Trumps erste ärztliche Untersuchung seit seinem Amtsantritt vor einem Jahr beschränkt sich auf Körpergewicht, Blutdruck und Cholesterinspiegel. Sein mentaler Zustand wird nicht untersucht, wie das Weiße Haus klarstellte.

Der Check findet im Walter-Reed-Militärkrankenhaus bei Washington statt. Anschließend wird das Weiße Haus darüber informieren. Bereits 2015 hatte Trumps persönlicher Arzt Harold Bornstein dem Immobilienmogul bescheinigt, „das gesündeste Individuum“ zu sein, das jemals das Präsidentenamt übernehmen würde. Es ist nicht zu erwarten, dass die anstehende Mitteilung den damaligen euphorischen Befund konterkariert. Ein Gesetz, das dem Präsidenten den Gesundheitscheck und die Veröffentlichung von dessen Resultaten vorschreibt, gibt es in den USA zwar nicht. Allerdings ist dies im Laufe der Jahrzehnte zur Tradition geworden. Die offiziellen Berichte zum Gesundheitszustand des Präsidenten fielen in der Vergangenheit oft sehr detailliert aus. Manche der Details waren auch etwas pikant – so etwa, als amtlich über Bill Clintons Hämorrhoiden informiert wurde.

Das übliche Fazit dieser medizinischen Berichte lautet jedoch, dass der Präsident sein Amt mit Kraft und Schwung ausübt, wie eine Durchsicht durch den Sender CNN ergab.

Bis heute wurde auch noch keinem amtierenden US-Staatschef von Ärzten Amtsuntauglichkeit bescheinigt. Was allerdings nicht heißt, dass nicht schon manche von Trumps Vorgängern eine Diskussion über ihre Gesundheit am Hals hatten. Besonders heftig wurde über den Zustand von Ronald Reagan während dessen zweiter Amtszeit (1985-89) debattiert. Reagan hatte damals einige Aussetzer. Er erklärte sich zum Rücktritt bereit, sollten die Ärzte bei ihm einen geistigen Verfall feststellen. Die entsprechenden Untersuchungen, die erst nach Ende seiner Präsidentschaft veröffentlicht wurden, ergaben jedoch nach Angaben der Mediziner, dass bei Reagan alles in Ordnung war. 1994 gab Reagan dann allerdings bekannt, dass er unter Alzheimer litt.

Während bislang noch kein Präsident aus Gesundheitsgründen abtrat, verstarben jedoch im Laufe der Geschichte vier von ihnen im Amt an ihren gesundheitlichen Leiden. Dies waren William Henry Harrison (1841), Zachary Taylor (1850), Warren G. Harding (1923) und Franklin D. Roosevelt (1945).

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