50 Prozent Wertverlust Welche Auswirkung der Absturz der Lira auf Deutschland hat

Frankfurt/Main · Der Absturz der türkischen Währung macht die Finanzmärkte nervös. Seit Jahresbeginn hat die Lira fast 50 Prozent an Wert zu Euro und Co. verloren. US-Strafzölle verschärfen die Lage.

Welche Rolle spielt die Türkei als Handelspartner Deutschlands?

Aus deutscher Sicht ist die Türkei ein relativ kleiner Handelspartner. Das Land am Bosporus lag 2017 sowohl beim Export als auch beim Import auf Rang 16. Waren „Made in Germany“ im Wert von 21,5 Milliarden Euro gingen in die Türkei. Das gesamte deutsche Ausfuhrvolumen lag bei 1,278 Billionen Euro. Haupt­exportgüter in die Türkei sind Maschinen, Autos und Autoteile sowie chemische Produkte. Die Maschinenbauer bekommen die Turbulenzen bereits zu spüren: Von Januar bis Mai 2018 sanken ihre Exporte an den Bosporus um 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Besteht Anlass zur Sorge?

Die Turbulenzen reihen sich ein in eine Serie von schlechten Nachrichten für Deutschlands Exporteure: der Brexit, die von den USA wieder in Kraft gesetzten Iran-Sanktionen und der Handelskonflikt zwischen China und den USA. Auch der Handelsstreit zwischen den USA und der Europäischen Union ist nicht ausgestanden. Bisher könnten Exporteure rückläufige Zahlen in Einzelmärkten mehr als ausgleichen, erläutert der Außenhandelsverband BGA. Gerade das Geschäft in Europa wachse. „Trotz der guten Zahlen führen die Vielzahl an Konflikten und die Instabilität zu großer Unsicherheit, bei Verbrauchern wie bei Unternehmern“, befürchtet BGA-Präsident Holger Bingmann.

Was bedeutet der Lira-Verfall für deutsche Unternehmen?

Die Schwäche der türkischen Währung verteuert Waren, die in das Land eingeführt werden. Das kann die Nachfrage in der Türkei dämpfen. Auch für deutsche Unternehmen in dem Land kann der Lira-Verfall zum Problem werden. Güter und Leistungen, die sie für die Produktion in die Türkei einführen müssen, werden in Lira gerechnet teurer. Folge können steigende Preise sein, was die Absatzchancen mindern kann. „Die Unternehmen warten ab, ziehen sich jedoch noch nicht aus dem Land zurück“, beschreibt Volker Treier, Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) die Lage. Den Angaben zufolge sind mehr als 6500 Unternehmen aus Deutschland in der Türkei vertreten. Sie beschäftigen dort mehr 120 000 Menschen.

Wer profitiert von dem Lira-Verfall?

Reisende können in dem Land am Bosporus billiger shoppen, auch der Restaurantbesuch kostet weniger. Zwar stieg die Inflation im Juli auf fast 16 Prozent. „Auch unter Berücksichtigung des Kaufkraftverlusts ist die Türkei jedoch mit dem jüngsten Wechselkursniveau für deutsche Urlauber erheblich billiger geworden“, erklären Experten der BayernLB. Auf Preisnachlässe bei Übernachtung und Flug können Pauschalurlauber deswegen aktuell aber nicht hoffen. Die Preise stehen schon lange fest. Veranstalter schließen die Verträge für Hotel- und Flugkontingente Monate vorher und in der Regel in Euro ab.

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