Warm, trocken, gefährlich

Berlin/Saarbrücken · Der Klimawandel macht sich in Deutschland immer stärker bemerkbar. Nach einer Bilanz des Deutschen Wetterdienstes war das Jahr 2015 zu warm, zu trocken und teilweise von heftigen Unwettern geprägt.

 Nur im Jahr 2014 war es in Deutschland noch wärmer als 2015. Da war Abkühlung häufig dringend erforderlich. Das laufende Jahr könnte erneut Hitzerekorde bringen. Foto: fotolia

Nur im Jahr 2014 war es in Deutschland noch wärmer als 2015. Da war Abkühlung häufig dringend erforderlich. Das laufende Jahr könnte erneut Hitzerekorde bringen. Foto: fotolia

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Ein sehr warmer Spätherbst und ein außergewöhnlich milder Winterbeginn haben 2015 zum zweitwärmsten Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 gemacht. Seitdem hat sich das Land um insgesamt 1,4 Grad erwärmt. Das ist etwas mehr als im internationalen Vergleich. Hier liegt der Wert bei knapp einem Grad plus. Schon 23 der insgesamt 25 Jahre seit 1991 waren nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zu warm, wenn man den Zeitraum davor bis 1961 zum Maßstab nimmt. Nachfolgend die wichtigsten Klima-Kennziffern im Detail:

Temperaturen: Die Mitteltemperatur lag 2015 bei 9,9 Grad. Im fränkischen Kitzingen wurde im Juli mit 40,3 Grad ein Hitzerekord aufgestellt - und im August an gleicher Stelle bestätigt. Der alte Rekord von 40,2 Grad stammte noch aus dem Jahr 1983. Das wärmste Bundesland war 2015 mit 10,8 Grad Berlin.

Sonnenschein: Mit rund 1743 Sonnenstunden brachte das Jahr 2015 deutlich mehr Sonnenschein als im vieljährigen Vergleich. So waren es beispielsweise 142 Stunden mehr als im Betrachtungszeitraum von 1981 bis 2010. Spitzenreiter beim Sonnenschein ist Mecklenburg-Vorpommern mit jährlich 1648 Sonnenstunden. In der langfristigen Betrachtung am wenigsten blicken lässt sich die Sonne in Nordrhein-Westfalen mit 1440 Stunden im Jahr.

Niederschlag: Zwar ist die Niederschlagsmenge in Deutschland seit 1881 um gut zehn Prozent gestiegen. Dennoch war 2015 mit 701 Litern pro Quadratmeter das 33.-trockendste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Schleswig-Holstein verzeichnet mit einer Niederschlagsmenge von 894 Litern bundesweit den höchsten Wert. Dagegen kommt Berlin mit 515 Litern auf die geringste Menge. Insgesamt gab es im Sommer 2015 bundesweit rund 20 Tage ohne nennenswerten Niederschlag. Dies lasse sich zumindest regional nur mit dem Wort Dürre treffend beschreiben, meinte DWD-Experte Thomas Deutschländer.

Wetterkapriolen: Zu den markantesten Ereignissen 2015 gehören die Orkantiefs Elon und Felix mit Spitzenböen von 160 Kilometern pro Stunde. An der Nordseeküste kam es deshalb gleich zu mehren Sturmfluten in Folge. Im Süden sorgte Felix für ungewöhnlich hohe Temperaturen. So wurde am 10. Januar 2015 im bayerischen Piding mit 20,5 Grad ein deutscher Allzeitrekord für diesen Monat gemessen. Im März kam es erneut zu einer Sturmserie. Wiederholt schwere Unwetter gab es im Mai, wobei sich in Mecklenburg-Vorpommern Tornados entwickelten, die zum Teil schwere Schäden anrichteten.

Saarland: Seit 1881 ist die Durchschnittstemperatur um 1,5 Grad und damit etwas stärker als im Bundesschnitt gestiegen. In den Monaten Januar und März betrug der Anstieg sogar 2,0 Grad. Insgesamt wurde es 2015 hierzulande mit 10,5 Grad so warm wie in keinem anderen Bundesland außer Berlin. Unter dem Durchschnitt lagen die Niederschlagsmenge und die Sonnenscheindauer von 1678 Stunden.

Ausblick: DWD-Vizepräsident Paul Becker erwartet, dass sich die Niederschlagsproblematik weiter verschärfen wird. Schon seit 2000 betreibt der Wetterdienst deshalb einen Radarverbund. Das System soll immer mehr verfeinert werden, um das Starkregen-Risiko detaillierter bewerten und Schutzmaßnahmen treffen zu können.

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