Von der Leyen fordert Boykott teurer Kassen

Berlin. Wenige Monate vor dem Start des Gesundheitsfonds hat Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU, Foto: dpa) die Bürger zum Boykott von Krankenkassen aufgerufen, die 2009 ihre Beiträge unangemessen erhöhen

Berlin. Wenige Monate vor dem Start des Gesundheitsfonds hat Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU, Foto: dpa) die Bürger zum Boykott von Krankenkassen aufgerufen, die 2009 ihre Beiträge unangemessen erhöhen. Sie könne Familien "nur empfehlen: Schauen Sie Ihrer Krankenkasse genau auf die Finger und wechseln Sie die Kasse, wenn sie mehr Geld von Ihnen verlangt", sagte von der Leyen der "Bild am Sonntag". "Die Auswahl ist groß genug", sagte sie.

Deutschlands größte Ersatzkasse, die Barmer, reagierte auf den Aufruf verärgert. Er sei "kontraproduktiv, weil er die Chancengleichheit unter den Krankenkassen aushöhlt", sagte der Vorstandsvorsitzende Johannes Vöcking der "Financial Times". "Das bisherige System krankt daran, dass die Kassen nur noch darum konkurrieren, wer die meisten jungen, gesunden Patienten hat. Wer jetzt zum Kassenwechsel aus rein finanziellen Motiven aufruft, fördert diesen ungesunden Wettbewerb", sagte Vöcking weiter. Unterdessen wächst bei Arbeitnehmern in der CDU und den gesetzlichen Kassen die Kritik am umstrittenen Gesundheitsfonds. So fordert eine Expertengruppe der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) nach Informationen des "Spiegel", die Einführung des Fonds um mindestens ein Jahr zu verschieben. In dieser Zeit solle die Bundesregierung überprüfen, ob die verschiedenen Bestandteile der Gesundheitsreform funktionierten. Auch die Vorsitzende des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen, Doris Pfeiffer, sprach sich für eine Verschiebung des Fonds aus. Dieser löse keine Probleme, sondern schaffe neue, sagte sie im Südwestrundfunk. Pfeiffer warnte die gesetzlich Krankenversicherten zudem vor steigenden Kassenbeiträgen zum Jahreswechsel.

Von der Leyen verteidigte den Gesundheitsfonds jedoch gegen Kritik. So könnten Kassen, die gut wirtschafteten, den Versicherten Geld zurückgeben. Kassen, die schlecht wirtschafteten, müssten Zuschläge verlangen. "Jede Kasse bekommt denselben Betrag pro Versicherten", so von der Leyen. Damit könne jede Kasse zeigen, was sie mit dem Geld ihrer Versicherten mache. dpa

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