Vietnamesen feiern Rösler als erfolgreichen Auswanderer

Peking/Hanoi. Man soll einen Menschen nicht nach seinem Aussehen beurteilen, wünscht sich der Volksmund. Wenn das nur so einfach wäre

Peking/Hanoi. Man soll einen Menschen nicht nach seinem Aussehen beurteilen, wünscht sich der Volksmund. Wenn das nur so einfach wäre. Der neue FDP-Chef Philipp Rösler hat stets klargemacht, dass seine vietnamesische Herkunft für ihn nicht mehr als eine Äußerlichkeit ist, ein biografischer Zufall, der einem deutschen Jungen "ein schmaleres Augenpaar, eine flachere Nase, schwarze Haare" beschert habe. Doch obwohl der Kriegswaise schon mit neun Monaten als Adoptivsohn nach Deutschland kam, lässt ihn Vietnam nicht los: Seine ehemaligen Landsleute verfolgen Röslers Karriere aufmerksam.Als "Deutschlands original-vietnamesischen Vizekanzler" feiert ihn die Zeitung Nguoi Lao Dong. "Neue Zukunft für Vietnamesen in Deutschland", titelt auch das Blatt "Saigon Giai Phong" und hebt hervor, Rösler Aufstieg sei besonders außergewöhnlich, da die Deutschen traditionell eine "reine Kultur" pflegten und unwillig seien, nicht gebürtige Deutsche zu akzeptieren. Das Internetportal VN Time betont, dass Rösler gleichzeitig Deutschlands jüngster und erster asiatischstämmiger Vizekanzler sei. "Philipp Rösler hat Vietnam früh verlassen und keine Beziehung zur vietnamesischen Kultur", schreibt der Internetdienst Saigon Online. "Trotzdem erfüllt sein Erfolg viele Auslandsvietnamesen mit Stolz." Seine Laufbahn sei ein Beleg dafür, dass "die vietnamesische Auslandsgemeinschaft sich erfolgreich integriert hat und dies durch positive Beispiele beweisen kann".

Dabei beruht das vietnamesische Loblied auf Röslers Integrationsfähigkeit auf einem Missverständnis. Rösler hat nie die Rolle des Politikers mit Migrationshintergrund gesucht. Trotzdem hat er die Avancen der in Deutschland lebenden Vietnamesen nie zurückgewiesen. Er ist regelmäßiger Gast in der vietnamesischen Botschaft und unterstützt die medizinische Kooperation beider Länder. bnt

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