Stadtplaner Christian Kloss „Verwaltungen müssen eine Idee für einen Ort entwickeln“

Saarbrücken/Berlin · Plätze sind Aushängeschilder für Städte und Gemeinden. Damit sie lebenswert bleiben, sollten Kommunen auf ihre Bürger hören, sagt der Stadtplaner.

 Stadtplaner Christian Kloss von der Technischen Universität in Berlin.

Stadtplaner Christian Kloss von der Technischen Universität in Berlin.

Foto: Kloss

Der Berliner Christian Kloss bereiste vier Jahre lang das Saarland – als Stadtplaner. Der Wissenschaftler von der Technischen Universität Berlin begleitete als Mitarbeiter eines Planungsbüros die Umsetzung zweier Bund-Länder-Programme zur Förderung des Städtebaus. Für das Saar-Innenministerium verfasste der 36-Jährige mit Kollegen auch einen Leitfaden für das Programm „Soziale Stadt“.

Herr Kloss, in Köln konnte man einen durch Kriminalität geprägten Platz resozialisieren, indem man einen alten Brunnen reaktiviert hat. Ist Ihr Job immer so einfach?

CHRISTIAN KLOSS Der Ebertplatz in Köln ist ein Beispiel dafür, dass es manchmal tatsächlich reicht, kleine Maßnahmen umzusetzen, um Orten in einer Stadt wieder neue Qualitäten zu geben und sie zu beleben. Aber natürlich ist das auch in Köln nicht so einfach gewesen. Da haben viele Akteure überlegt: Was können wir mit dem Platz machen?

Wie wichtig sind Plätze für das Leben in Städten und Gemeinden?

KLOSS Plätze sind oft das Aushängeschild einer Kommune. Der Markplatz ist der Ort, wo sich Stadtgeschichte zeigt, auf dem Veranstaltungen stattfinden, wo Menschen sich treffen. Es sind aber auch die kleinen Plätze in einem Quartier, die darüber entscheiden, wie lebenswert es ist.

Wie lässt sich verhindern, dass ein Treffpunkt zum Angstraum wird?

KLOSS Da ist keine pauschale Antwort möglich. Entscheidend ist, sich genau mit einem Ort auseinanderzusetzen: Was sind die Probleme, wo liegen die Potenziale? Und mit den Menschen zu sprechen – direkt auf dem Platz. Um als Planer und Verwaltung mit den Nutzern eine Idee für den Ort entwickeln zu können.

Kann auch Videoüberwachung ein Teil geglückter Planung sein?

KLOSS Ich sehe Videoüberwachung eher kritisch, weil sie nicht dazu führt, dass Probleme, die es in einer Stadt gibt, gelöst werden. Sie werden lediglich verdrängt. Gleichzeitig sind bestimmte Erscheinungen Teil der Stadt, so dass es eher Aufgabe der Stadtgesellschaft ist, ein gutes Miteinander zu organisieren.

Setzen die Kommunen im Saarland auf eine Belebung des öffentlichen Raums?

KLOSS Das tun viele. Gerade dadurch, dass hier viele kleinstädtische Strukturen existieren, gibt es Ansätze in den Gemeinden, Maßnahmen zusammen mit den Bewohnern umzusetzen. Beispielsweise gibt es in Quierschied einen generationengerechten Park. Ein interessantes Beispiel ist auch die Gemeinde Bexbach, die durch den Umbau von Straßen neuen öffentlichen Raum mitten im Stadtzentrum geschaffen hat.

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