Unterwegs in Sachen Opel und zu Guttenberg

Berlin. In Sachen Opel, so die Einschätzung des Bundeswirtschaftsministeriums, wartet gegenwärtig jeder auf jeden. Der Mutterkonzern General Motors (GM) auf eine Entscheidung der US-Regierung über Hilfen. Die deutsche Regierung auf ein Konzept von GM für Opel in Europa. Und die Opelaner auf ein Zeichen der europäischen Staaten

Berlin. In Sachen Opel, so die Einschätzung des Bundeswirtschaftsministeriums, wartet gegenwärtig jeder auf jeden. Der Mutterkonzern General Motors (GM) auf eine Entscheidung der US-Regierung über Hilfen. Die deutsche Regierung auf ein Konzept von GM für Opel in Europa. Und die Opelaner auf ein Zeichen der europäischen Staaten. Der neue Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU, Foto: dpa) will Anfang nächster Woche versuchen, diesen Stillstand zu durchbrechen. Bei seiner Antrittsreise nach Washington und New York trifft er am Montagabend nicht nur die Bosse des Detroiter Autoriesen, Konzernchef Rick Wagoner und Vize Fritz Henderson, sondern tags darauf auch Finanzminister Timothy Geithner.

Guttenberg gehe es darum, die verschiedenen Optionen, die man in Berlin erarbeitet hat, abzuklopfen. Ist GM bereit, Opel in die Eigenständigkeit zu entlassen? Will der Mutterkonzern selbst noch Kapital an dem neuen Unternehmen halten, und wenn ja wie viel? Hilft GM aktiv bei der Investorensuche? Bekommt Opel die Patente zurück? Und von seinen Gesprächspartnern aus der Obama-Regierung will Guttenberg wissen: Wie steht sie zu einer Ablösung Opels? Erst müsse es ein Konzept des Autoherstellers geben, dann die amerikanische Entscheidung über die Zukunft der US-Autoindustrie, so die Reihenfolge, die man sich in Berlin vorstellt. Und erst dann die Entscheidung der europäischen Opel-Staaten inklusive der Bundesregierung über Bürgschaften. Eine Staatsbeteiligung ist für Guttenberg kein Instrument. Diese Linie sollte gestern auch bei einem kurzfristig anberaumten Treffen der europäischen Wirtschaftsminister in Brüssel festgeklopft werden. Parallel werden in Guttenbergs Ministerium Vorarbeiten geleistet. So wurden bereits Expertisen über die Rechtslage und die Marktchancen eines eigenständigen europäischen Opel-Konzerns in Auftrag gegeben. Denn der Tag der Entscheidung nahe. Sie werde wohl zwischen Ende März, wenn die US-Regierung ihre Position bekannt gibt, und Ende April fallen.

Obwohl die Probleme des Autoherstellers im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen, will Guttenberg in den USA auch andere Fragen ansprechen. Auf 30 Themen haben ihn die Beamten vorbereitet. So trifft der Minister nicht nur etliche Bank-Chefs und redet vor der Handelskammer in New York, auch Gespräche mit den wichtigsten Wirtschaftsberatern von Präsident Obama stehen auf dem Programm. Dabei geht es um die Konjunkturprogramme und die Weiterentwicklung der transatlantischen Handelsbeziehungen. Die Mitarbeiter im Wirtschaftsministerium berichten von einem unheimlichen Tempo, das der neue Mann an der Spitze einschlage. Auch kenne er aus seiner Zeit als Außenpolitiker in Washington "Gott und die Welt". Jede Liste von Gesprächspartnern, die man ihm vorgelegt habe, habe er gleich ergänzt. Guttenberg, titelte gestern schon die "Bild-Zeitung", laufe Steinbrück den Rang als Krisenmanager Nummer Eins ab. Jedenfalls sorgt der 37-jährige CSU-Nachwuchsstar bei seiner Reise auch fürs eigene Image. 38 Journalisten fliegen mit. Einen solchen Pressetross hatte selbst die Kanzlerin noch nie im Gefolge.

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