Drama im Kaukasus Ungewissheit in Armenien
Es war von vornherein ein waghalsiges Unterfangen. Der oppositionelle Herausforderer in Armenien, Nikol Paschinjan, setzte auf Einsicht und Friedenswillen der angeschlagenen politischen Machthaber. Erst vergangene Woche hatten seine Anhänger den Ministerpräsidenten durch machtvolle Demonstrationen zum Rücktritt genötigt.
Paschinjan ging danach davon aus, die schwächelnde Regierungspartei würde seine Wahl zum Ministerpräsidenten im nationalen Interesse mittragen. Das war eine Fehleinschätzung. Bei den Neuwahlen in einigen Wochen dürfte die Bevölkerung die Regierungspartei aber abstrafen und Paschinjans politisches Umfeld stärken. Vorausgesetzt, Russland hält sich auch weiterhin aus dem innenpolitischen Kampf in dem kleinen Nachbarland heraus. Die Verlierer aus der Regierungspartei vertrauen offensichtlich auf Vernunft und Ruhe der Armenier. Dennoch bleibt ein Risiko: Wird Paschinjan die Massen auch weiterhin dazu bringen können, bei ihren Protesten friedlich zu bleiben?