Und zum Schluss eine Begnadigung

Washington · Für die einen ist sie eine Heldin, für die anderen eine Landesverräterin. Seit fast sieben Jahren sitzt Chelsea Manning im Gefängnis, weil sie Hunderttausende geheime Dokumente des US-Militärs und des Außenministeriums an Wikileaks weitergegeben hat. Bis 2045 sollte sie in Haft bleiben, aber nun hat Barack Obama die 29-Jährige kurz vor dem Ende seiner Präsidentschaft begnadigt. Manning - die in ihrer Armeezeit noch als Mann unter dem Namen Bradley Manning lebte - kommt im Mai frei. Ihr Gnadengesuch hatte damit Erfolg.

Obama schuf damit erneut Tatsachen, bevor sein umstrittener Nachfolger Donald Trump ins Weiße Haus einzieht. Und er lenkte die Blicke auf Julian Assange , den Wikileaks-Gründer, der seit viereinhalb Jahren in der ecuadorianischen Botschaft in London lebt. Denn Assange hatte kürzlich kundgetan, er werde einer Auslieferung an die USA zustimmen, sollte Obama Manning begnadigen. Seit Tagen wurde darüber spekuliert, dass Obama dies tun würde. In der Vergangenheit hatte seine Regierung eine harte Linie gegen Whistleblower verfolgt, die Informationen aus Geheimdienst- und Regierungskreisen weitergegeben hatten. Aus dem Weißen Haus hieß es zur Begründung, das Strafmaß für die 29-Jährige habe sich nicht im Einklang befunden mit anderen Urteilen. Manning habe die Verantwortung übernommen und Reue ausgedrückt. Hoffnungen, dass Obamas Gnade auch den Whistleblower Edward Snowden treffen könnte, hatte die Regierung schon zuvor zerstreut. Manning sei verurteilt worden, hieß es. Snowden sei geflohen.

Manning hatte als IT-Spezialist - damals noch als Mann - im US-Militär 2010 in Bagdad rund 800 000 Dokumente an Wikileaks weitergegeben. Einen Tag nach seiner Verurteilung 2013 erklärte Manning, als Frau geboren worden zu sein und als solche leben zu wollen.

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