„Überall, wo Menschen arbeiten, können Fehler passieren“

Der Präsident der Saar-Ärztekammer, Josef Mischo, schlägt Alarm: Die Kliniken müssen zu viel sparen. Am Ende leidet die Qualität der Behandlung – und Ärztefehler nehmen zu. SZ-Redakteur Pascal Becher sprach mit ihm.

Herr Mischo, die Zahlen der Ärztekammer hören sich alarmierend an. 2013 gab es in Deutschland 12 173 Beschwerden über Behandlungsfehler . Kann man so noch guten Gewissens zum Arzt gehen?

Josef Mischo: Ja, das können Sie. Man muss die Zahlen in Relation zur Gesamtzahl der Behandlungen setzen. Auch ist die Anzahl der Anträge nicht identisch mit der Zahl der tatsächlichen Ärztefehler. Allein im Saarland hat es 2013 etwa acht Millionen Behandlungen gegeben. 148 Patienten hatten sich über Behandlungsfehler beklagt. Am Ende wurden "nur" 16 Fälle nachgewiesen.

Bundesweit gab es dennoch über 2200 bestätigte Ärztefehler . . .

Mischo: In Krankenhäusern arbeiten nun mal Menschen. Und überall, wo Menschen arbeiten, da können Fehler passieren. Mal sind Mitarbeiter unachtsam und verletzen Hygienestandards. Mal sind Ärzte zu wenig konzentriert - weil sie übermüdet sind oder zu viel Stress haben.

Inwieweit trägt auch mangelnde Qualifikation zu Fehlern bei?

Mischo: Derzeit ist das noch kein großes Problem. Es kann aber noch zu einem werden. Geht der Personalabbau in Kliniken weiter wie bisher, müssen Mitarbeiter künftig stärker Aufgaben übernehmen, für die sie überhaupt nicht ausgebildet sind. Auch müssen Ärzte mehr Eingriffe am Tag mit dem selben Team durchführen. Und wenn die Gehälter weiter schrumpfen, werden hierzulande zunehmend ausländische Ärzte mit Sprachproblemen arbeiten und mehr Fehler bei der Diagnose machen.

Was muss sich ändern?

Mischo: Krankenhäuser müssten mehr als bisher ein systematisches Qualitäts- und Fehlermanagement betreiben. Auch brauchen die Krankenhäuser das nötige Budget, um vernünftig arbeiten zu können. Es kann nicht sein, dass sie ihren Investitionsbedarf aus Behandlungserlösen erwirtschaften müssen.

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